„Aurora Redwood und das Geheimnis von Terra Abscondita“ von Rigon Grimoire


Die magischen Abenteuer einer jungen Hexe

An ihrem dreizehnten Geburtstag erfährt Auroras Leben eine schicksalhafte Wendung. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sarina und ihrer magischen Kröte Punzi stürzt sie sich in ein Abenteuer, das sie in die rätselhafte Welt von Terra Abscondita führt.

In dieser Welt voller Magie taucht plötzlich der Name Morlock auf und Aurora entdeckt langsam eine außergewöhnliche Gabe, die tief in ihr verborgen war. Gemeinsam mit ihren Freunden setzt Aurora alles daran, das Geheimnis von Terra Abscondita zu enthüllen …

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Leseprobe

Mitten im Blumenthaler Wald in Brandenburg ragte ein imposantes viktorianisches Anwesen empor, über dem sich düstere Wolken bedrohlich am Himmel zusammenbrauten. Abgeschieden thronte es als einziges Gebäude in diesem Naturschutzgebiet, und beim ersten Anblick schien es, als befände es sich am falschen Ort. Dieser erste Eindruck täuschte nicht. Das Haus und die Familie Redwood, die darin residierte, waren alles andere als gewöhnlich. Denn alle Familienmitglieder waren Hexen oder Zauberer und ihr Zuhause verzaubert. Während nichtmagische Menschen für ihre Reisen üblicherweise Autos, Busse oder andere Transportmittel nutzten, zogen die Redwoods es vor, mit ihrem verwunschenen Haus an jeden gewünschten Ort zu gelangen. Dieser selbst für Hexen und Zauberer ungewöhnliche Reisemodus hatte sogar einen finanziellen Vorteil: Sie sparten jedes Mal die Kosten für eine Unterkunft, da sie ihr eigenes Domizil bei sich hatten – ähnlich einer Schnecke, die ihr Heim mit sich herumträgt. Auch diesmal hatten sie für ihren Kurzurlaub von London nach Deutschland ihr Zuhause mitgenommen.
Aurora war in ihre Schulsachen vertieft. Ihre Lehrerin, Frau Blumenstern, hatte ihr eine Menge Hausaufgaben für die Osterferien aufgegeben. Unter anderem sollte sie das Hexeneinmaleins auswendig lernen. Dabei handelte es sich um ein Gedicht von Johann Wolfgang Goethe, einem deutschen Dichter und Naturforscher aus dem 18. Jahrhundert.
Ihre lockigen roten Haare schimmerten geheimnisvoll im Licht ihrer Kristallkugel, die auf dem Schreibtisch auf einem bernsteinernen Sockel stand. Mit ihren himmelblauen Augen starrte Aurora konzentriert auf ein Blatt Papier und zwirbelte dabei in Gedanken versunken eine ihrer Haarsträhnen um den Finger. „Du musst versteh’n! Aus Eins mach Zehn. Und Zwei lass geh’n. Und Drei mach gleich“, murmelte sie vor sich hin. Doch plötzlich wurde ihre Konzentration jäh unterbrochen, als ihre Kristallkugel lautstark zu schnarchen begann. Hätte es einen Schnarchwettbewerb gegeben, wäre ihre Kristallkugel mit Sicherheit die Gewinnerin gewesen. Im Glas flatterten derweil animierte Schmetterlinge herum. Dieses Programm spielte das zauberhafte Objekt immer dann ab, wenn es in den Ruhemodus wechselte, um Energie zu sparen.
Aurora wollte die Seherkugel nicht aufwecken, da sie dringend Schlaf benötigte, um für ihren nächsten Einsatz fit zu sein. Leider gab es zurzeit aber auch keinen Lautlos-Modus für Kristallkugeln, sodass sie ihre Stimme nicht einfach ausschalten konnte. Doch der Kristallkugelhersteller CBFW (Crystal Balls For Witches) würde bald ein neues Update veröffentlichen, das es Hexen ermöglichen würde, ihre Glastelefone bei Bedarf stummzuschalten.
Da fielen Aurora ihre Ohrhörer ein, mit deren Hilfe sie die Hintergrundgeräusche unterdrücken konnte. Gerade als sie die Schublade öffnen wollte, donnerte es so laut, dass sie erschrocken zusammenfuhr. Selbst das Glas der Seherkugel begann unter der Druckwelle zu vibrieren, sodass sie aus dem Schlaf gerissen wurde.
„Was ist passiert?!“, fragte die Kristallkugel irritiert. „Hast du etwa heimlich gezaubert?“
„Natürlich nicht“, stotterte Aurora und eilte zum Fenster. „Das war ich nicht, das war der Donner.“ Ihr Herz schlug bis zum Hals. Der Wind heulte durch sämtliche Tür- und Fensterschlitze und peitschte die Regentropfen gegen die Scheiben. Der Sturm ließ die Bäume bedrohlich hin und her wackeln. Spektakuläre Blitze durchzuckten den pechschwarzen Himmel.
Traurig presste das Mädchen seine kleine Stupsnase gegen die kühle Fensterscheibe. „Oh nein, Emilia, ob das Wetter morgen auch so schlecht sein wird? Morgen ist doch mein Geburtstag!“
„Das kann ich nicht beantworten, da wir Kristallkugeln nicht in die Zukunft blicken können. Diese Lüge sitzt seit dem Mittelalter tief in den Köpfen der Menschen. Aber wenn du möchtest, kann ich die lokalen Wetternachrichten der Nichtmagischen abrufen. Dann wissen wir es besser.“
„Das wäre nett. Aber fühlst du dich überhaupt fit? Ich meine, meine Mutter hat dich stundenlang benutzt und mit ihrer Freundin kristallkugelfoniert.“
„Das Surfen im Internet kostet nicht so viel Energie“, erwiderte Emilia. „Einen Moment, ich schaue schnell auf der Wetter-Website nach.“ Sie überprüfte die Informationen und verkündete: „Für morgen steht dort geschrieben: ,Der 12. April wird von strahlendem Sonnenschein begleitet sein, während sich die Temperaturen langsam auf 16 Grad erwärmen. Ein willkommener Kontrast zu den stürmischen Bedingungen des heutigen Tages.‘“
Aurora strahlte vor Freude. „Das klingt super! Danke, Emilia!“
„Immer wieder gern. Falls du keine weitere Hilfe mehr benötigst, würde ich mich gerne wieder aufs Ohr legen.“
„Nein, ich brauche dich im Moment nicht. Aber könntest du vielleicht leiser schnarchen? Dann würde ich mit dem Lernen schneller vorankommen.“
„Das tut mir schrecklich leid. Das kann ich leider nicht, da ich das unbewusst mache. Aber ich habe eine Idee: Stell mich doch einfach in die Besenkammer oder in einen anderen Raum.“
„Nein, auf keinen Fall“, winkte sie ab. „Du gehörst zur Familie. Ich kann dich doch nicht einfach in die Besenkammer einsperren. So weit kommt’s noch.“ Ein herzhaftes Gähnen entrang sich ihrer Kehle, als hätte die Seherkugel sie mit ihrer Müdigkeit angesteckt. „Ich sollte lieber auch schlafen gehen“, sagte sie erschöpft. „Das Gedicht kann ich eigentlich schon so gut wie auswendig.“
Unwillkürlich fummelte sie an ihrem Armband an der linken Hand herum und dachte an ihre beste Freundin Sarina. Das Armband war ein Symbol ihrer tiefen Freundschaft. Sie kannte Sarina seit der ersten Klasse, und sie verbrachten sehr viel Zeit zusammen. Auch Sarina befand sich mit ihrer Familie in Deutschland, und sie hatten Berlin als Urlaubsziel ausgewählt, um die Hauptstadt Deutschlands besser kennenzulernen. Allerdings hatte sich die Reise von Sarinas Familie aus organisatorischen Gründen um drei Tage verzögert. Daher konnten sie nicht, wie geplant, gemeinsam mit der Familie Redwood bequem per Haus nach Deutschland reisen. Stattdessen mussten sie den langen Flugweg von London nach Berlin auf sich nehmen.
Aurora hatte ihre Freundin seit Tagen nicht erreichen können. Hoffentlich würde Sarina sich bald bei ihr melden.
Die Müdigkeit gewann die Oberhand. Schnell machte sich Aurora bettfertig und mummelte sich in eine dicke Decke ein. Mit einem Fingerschnippen wollte sie das Zimmerlicht von Weitem magisch ausmachen. Doch da sie vor lauter Lernen geistig zu erschöpft war, wollte der Zauber nicht klappen. Also ging sie widerwillig zum Lichtschalter und machte ihn auf unhexischem Wege aus.
„Gute Nacht, Emilia“, murmelte Aurora gähnend, als sie sich wieder hingelegt hatte. Die Kristallkugel antwortete nicht, da sie schon längst eingeschlafen war.

[…]


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