Ein Neuengland-Winterroman zum Einkuscheln und Dahinschmelzen – bis zum Happy End.
Ellen Gilbert war erst wenige Tage in Hazelwood, als sie Cooper Sanborn kennenlernte. Er sah ihr in die Augen – und es fühlte sich unglaublich an. Nach Jahren spürte sie endlich wieder Wärme und lächelte nicht nur äußerlich. Auch, weil Coops Tochter Tenny ihren Sohn Cody aus seinem Schneckenhaus holte. Doch der Hoffnungsfunken auf mehr erlosch so plötzlich, wie er sich entzündet hatte. Ellens Herz wurde wieder zu Eis, bevor Coop trotz seiner Hartnäckigkeit zu ihr durchdringen konnte. Ein Jahr verging und das nächste neigte sich bereits dem Ende zu, als der erste Schneefall eine Frau nach Hazelwood wehte, die alles auf den Kopf stellte. Vor allem Cooper Sanborn …
Small-Town-Romance mit Gefühlschaos, weihnachtlicher Magie, einem Single-Dad, einer Single-Mom und der Erkenntnis, dass es nicht nur zweite, sondern auch dritte Chancen gibt, wenn Liebe im Spiel ist.
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Leseprobe
Ellen
Riley Es war ein Januartag wie aus dem Bilderbuch. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem über Nacht gefallenen Schnee, der alles rundum bedeckte. Links von uns in einiger Entfernung erstreckte sich der See, dessen schmales östliches Ufer bis zur Lake Street reichte, wo auf einer kleinen Halbinsel die Bibliothek lag. Die hatte mich fasziniert, als wir gestern vorbeifuhren, deshalb erinnerte ich mich daran. Der See wirkte größer, als sein Name Hazelwood Pond vermuten ließ, die Wasseroberfläche schien komplett gefroren – und wir hatten unübersehbar das bebaute Stadtgebiet verlassen.
Sanft legte ich meine Hand auf die meiner Schwester, die auf dem Schalthebel lag. »Sind wir hier richtig, Sue? Ich dachte, das Hazelwood Manor liegt im Ort, aber wir fahren schon ein paar Minuten.«
Sie warf mir einen kurzen Blick zu und zwinkerte. »Keine Sorge, Schwesterlein. Ich habe mich nicht verfahren. Das ist mir ein einziges Mal passiert und damals war ich achtzehn, halb so alt wie jetzt. Vivi hätte uns nicht ans Herz gelegt, den Wagen zu nehmen, wenn das Haus ihres Bruders lediglich ein paar Minuten zu Fuß entfernt wäre, Ellen. Das Gemeindegebiet von Hazelwood ist in Relation zur Einwohnerzahl sehr groß. Wir kennen ja bisher nur wenige Straßen, den Weg zu unserem Haus und den zu dem Möbelhaus in Oakvale, wo wir gestern waren.«
Dort hatte Cody die Einrichtung für sein Zimmer ausgewählt, was nun prompt dazu führte, dass mein siebenjähriger Sohn aufgeregt seinen Kopf zwischen unseren Sitzen hindurchschob. »Artie kommt doch heute auch, Tante Sue?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Cody«, antwortete sie. »Du warst dabei, als Vivi uns drei im Namen ihres Bruders eingeladen hat, da Mister Sanborn uns kennenlernen will. Ich habe nicht gefragt, wer noch da sein wird, weil uns Namen ohnehin nichts sagen, wir kennen ja bisher nur wenige Menschen hier.«
Cody brummte zur Antwort, was mehr war, als er über lange Zeit von sich gegeben hatte. Meine Gedanken schweiften ab.
Bisher kannten wir Ashton Lambert, dessen Haus wir gemietet hatten, und natürlich seine Freundin Vivienne Sanborn, die Sue angeworben hatte und ihre neue Arbeitgeberin war. Gemeinsam mit ihrem Bruder, den wir in Kürze kennenlernen würden. Dann war da noch die Schulleiterin Miss Abbott, die Cody mit ihrer freundlichen Art einen Teil seiner Angst vor der Schule genommen hatte – und schließlich Artie Bergeron. Der Sternekoch, der Sue an seiner Seite in der Küche des Restaurants Hazelwood Experience gewollt – und sich ihr gegenüber gestern sehr eigenartig verhalten hatte. Wobei das auf Gegenseitigkeit beruhte, wovon letztlich Cody profitiert hatte, der Artie vom ersten Moment an angehimmelt hatte. Ausgerechnet mein Sohn, der ausnahmslos um alle Männer einen großen Bogen schlug, hatte ihm vertraut und seinen Rat befolgt. Sue hatte sich wie eine Sechzehnjährige benommen, die zum ersten Mal ihrem Highschoolschwarm gegenübersteht. Sie hatte kaum gesprochen. Jetzt hingegen lenkte sie den Wagen mit derselben Sicherheit, mit der sie mich vor vollendete Tatsachen gestellt hat, als sie mir mitteilte, dass wir nach Hazelwood ziehen und in dem verträumten kleinen Städtchen neu durchstarten würden – für Cody.
Ich seufzte unterdrückt und richtete meinen Blick wieder auf die unberührte Winterlandschaft rundum. Es war wunderschön hier.
»Ich glaube, da ist es«, murmelte Sue kurz darauf und bog in eine schmalere Straße ein. Eine Zufahrtsstraße, die zu einem zweistöckigen Haus führte, mit weißer Fassade und Fenstern, die unter Gauben aus dem Dach ragten, das wohl das berühmte Hazelwood Manor war. Es wurde zunehmend beeindruckender, je näher wir kamen. Auch dieses Grundstück war zumindest straßenseitig nicht eingezäunt, wie alle anderen in Hazelwood, was faszinierend war – und den Schneepflügen die Möglichkeit gab, die Zufahrten zu Garagen zu räumen. Das hatten wir heute am Morgen mit Erstaunen festgestellt.
Unsere neue Heimat hier in New Hampshire, Neuengland, in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo wir vor wenigen Tagen angekommen waren, stand in krassem Gegensatz zu unserer Heimatstadt Montreal. Wir waren in der Provinz Québec aufgewachsen, in der Millionenmetropole und zweitgrößten Stadt Kanadas, hatten unser gesamtes bisheriges Leben dort verbracht. Nun waren wir Bürger dieser winzigen Kleinstadt, die nur wenig mehr als tausend Einwohner hatte. Meine Schwester, Sue Fornier, die berühmte Sterneköchin, die mit nur dreißig ihren ersten Michelin-Stern erkocht hatte, liebte meinen Sohn Cody und mich so sehr, dass sie seit Jahren ihr Leben außerhalb der Restaurantküche ausschließlich uns gewidmet hatte. Genauer gesagt, nachdem meine Ehe sich von einem Traum in einen Albtraum verwandelt hatte und ich mit meinem kleinen Sohn zu ihr gezogen war, in unser altes Elternhaus im Stadtteil Outremont, wo sie allein gelebt hatte.
Sue hätte zwischen unzähligen Jobs rund um die Welt wählen können, auf einer luxuriösen Privatjacht, für einen Prinzen in Saudi-Arabien oder auf einem exklusiven Weingut in der berühmten Weinbauregion Napa Valley in Kalifornien arbeiten können. Stattdessen hatte sie zum wiederholten Mal das Beste für Cody gewählt. Meinen verängstigten Sohn, der wegen seines Vaters das Hässlichste erlebt hatte, was einem Kind widerfahren konnte. Denn ich war davon überzeugt, dass nicht Schläge von einem Elternteil das Schlimmste waren, sondern in der Grundschule ab dem ersten Schultag von Mitschülern gemobbt zu werden. So heftig, dass Cody sich geweigert hatte, das Haus zu verlassen, und sich zitternd unter Tischen oder in dunklen Nischen verkrochen hatte – monatelang.
Jetzt hingegen saß er mit weit geöffneten Augen auf der Rückbank und drehte den Kopf von rechts nach links. Ich konnte seine Aufregung spüren und unterschwellig seine Angst, fremde Menschen zu treffen. Ich unterdrückte die mütterliche Sorge, blinzelte gegen die Sonnenstrahlen an und wollte die Sonnenblende herunterziehen, als etwas auf das Auto zuschoss.
Sue riss gerade rechtzeitig das Lenkrad herum, bevor was auch immer unter die Räder kam. Der Motor erstarb auf der Stelle. Es hätte ein Ball sein können. Ein tief fliegender Vogel. Ein Schatten, den die blendende Sonne erzeugte. Hingegen war es ein semmelblonder großer Hund, der jetzt aufgeregt bellend und mit dem Schwanz so heftig wedelnd, dass sich sein ganzes Hinterteil mitbewegte, vor der Motorhaube von links nach rechts und wieder zurück rannte.
[…]
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