Ein Agenten-Thriller nach wahren Begebenheiten
Kurz vor dem Abi bricht der Hippie und Vietnamkriegsgegner Michael Müller das Gymnasium ab, woraufhin ihn seine alleinerziehende Mutter auf die Straße setzt. Nach einer Odyssee durch Amerika, dem Land seiner Träume, lässt er sich als Michael Miller einbürgern und landet schließlich selbst in der U.S. Army. Und in Vietnam. Miller desertiert auf eine so abenteuerliche Weise, dass die CIA auf ihn aufmerksam wird.
Um einer Gefängnisstrafe wegen Fahnenflucht zu entgehen, verpflichtet sich Michael Miller, für die CIA dubiose Zielpersonen aus Ostblockländern und dem Mittleren Osten in den Westen zu schleusen. Sein größter Coup wird jedoch die Befreiung von 141 deutschen Geiseln aus der Islamischen Republik Iran im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland.
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Leseprobe
Agent wider Willen
Zurück in Camp Peary, Virginia, trainierten wir das Einsteigen in Häuser, das Öffnen von Schlössern verschiedener Bauarten mit Dietrich, zwei Haarnadeln oder Kreditkarte und das schnelle Knacken und Kurzschließen von Autos.
Amüsant waren die Unterrichtsstunden von „Chemical Charly“, einem schon etwas in die Jahre gekommenen, stets zu Scherzen aufgelegten Chemieprofessor mit feuchtfröhlicher Aussprache. Man war sich nie ganz sicher, ob er betrunken war oder nur so tat und ob das, was er erzählte, nun stimmte oder ein Scherz war. Das erhöhte die Aufmerksamkeit bis zur Auflösung seiner Ausführungen enorm. Er lehrte uns, wie man mit in jedem Supermarkt erhältlichen Utensilien sowohl K.O.-Tropfen als auch hochwirksamen Sprengstoff herstellen konnte und wie Psychopharmaka aus dem MK-Ultra-Projekt bei Verhören einzusetzen waren.
Richtig heiß her ging es in den „Demolition Lessons“. Da lernten wir den Umgang mit Dynamit, Plastiksprengstoff und selbst hergestellten Explosives, sprengten Türen aus den Angeln, Autos und ganze Häuser in die Luft. Das war ein Heidenspektakel!
Sport und Krav Maga standen jeden Morgen als Erstes auf dem Plan. Dazu gehörten auch die Abwehr von Messerattacken und das andeutungsweise immer wieder geübte lautlose Töten, vorzugsweise durch Aushebeln des Schädels aus dem Atlas.
Auch Rollenspiele waren sehr beliebt, und zwar von sanft bis hart. So setzte man sich zum Beispiel an einen Tisch und erzählte seinem wechselnden Gegenüber spontan erfundene Lebensläufe. Das Gegenüber durfte drei Fragen stellen und musste danach die Glaubwürdigkeit des Erzählers und seiner Körpersprache beurteilen.
Hart ging es bei gegenseitigen Verhören zu, bei denen psychischer und manchmal auch physischer Druck ausgeübt wurde mit dem Ziel, seinen Rollenspielpartner entweder in die Knie zu zwingen oder seinem Druck gekonnt zu widerstehen. Weiterhin testeten wir uns bei stundenlangen Verhören gegenseitig mit dem Lügendetektor, so lange, bis wir so perfekt lügen konnten, dass das empfindliche Gerät auch bei den dreistesten Lügen nicht mehr ausschlug.
Falsche Pässe und Dokumente wurden in der Regel von einer Spezialabteilung der CIA bereitgestellt. Dennoch lernten wir ein paar Grundregeln des Passfälschens und sollten, falls nötig, wenigstens ein Passbild austauschen können.
Interessant und speziell für meinen künftigen Einsatzbereich wichtig waren die „Corruption Lessons“. Die CIA war der Überzeugung, dass grundsätzlich jeder Mensch korrumpierbar war, es käme nur auf die Summe an oder auf eine „Gefälligkeit“, die dem zu gewinnenden Gegenspieler sehr wichtig war. Zu den Grundregeln gehörte, Schmiergelder so früh wie möglich und in der richtigen Höhe an nur einen Entscheidungsträger zu zahlen. Die CIA führte Listen darüber, was Polizei- und Zollbeamte in Europa und in sämtlichen Ostblockstaaten verdienten. Je nach Art der gewünschten Dienstleistung sollten die Bestechungsgelder zwischen einem Monats- und einem Jahresgehalt liegen.
Am Ende der Ausbildung stand eine dreitägige Prüfung im CIA-Hauptquartier in Langley. Wir erfuhren nicht, wie wir in den einzelnen Fächern abgeschnitten hatten, und wir bekamen kein Zeugnis.
Ich hatte bestanden und damit die offizielle Lizenz zum Lügen, Betrügen, Stehlen und Töten. Nur eines durfte ich auf gar keinen Fall: Mich erwischen lassen! In diesem Fall würde die mühsam erworbene Lizenz sofort verfallen und jede offizielle Stelle würde leugnen, mich je gekannt oder beauftragt zu haben.
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