„Spicy Kisses und Seidenträume“ von Lisa Torberg


KISSES • Benefizprojekt Krebsforschung 2

KM, Londons Dessous-Queen, beliefert mit ihren Kreationen aus Seide und Spitze nicht nur die absoluten Superstars der Musikszene und der Filmindustrie, sondern auch das Königshaus. Ausgerechnet sie wählt Sams kleines Cateringunternehmen für die heißeste Lingerie-Week Londons, woraufhin Sam ihren besten Freund Horace um Hilfe anfleht.

Als der glatzköpfige Yul-Brynner-Typ und Flair-Bartender Horace die geheimnisvolle KM trifft, die einfach nur Kathrin Miller heißt, beginnt die Luft zu flirren. Das ändert sich auch nicht, als er begreift, dass sie bei dem charmanten Franzosen Maxime mit den silbergrauen Schläfen in festen Händen ist. Im Gegenteil …

Der Verkaufserlös dieses E-Books geht zur Gänze und für immer an die internationale Krebsforschung.

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Kennenlernen: Lisa Torberg

Leseprobe

Eingezwängt zwischen Marsha und Horace saß Sam auf der Bank des Lieferwagens und kam sich vor wie auf einer Klassenfahrt, auch wenn die Fahrt nur eine Viertelstunde dauerte. Der Firmensitz von KM-Dessous befand sich unweit des Teehauses Twinings in einem der beeindruckenden Gebäude, die den Strand, die breite Prachtstraße in Londons Stadtzentrum, säumten. Wie per Mail angekündigt, konnten sie mit dem Van in den Innenhof fahren. Der Pförtner öffnete nicht nur die Schranke, er half ihnen auch mit den Kühlboxen. Sie kamen in eine mit Marmor verkleidete Halle, von der eine Treppe nach oben und ein Korridor in die Tiefen des Gebäudes führte. Noch bevor sie etwas abstellen konnten, eilten ihnen zwei Damen zu Hilfe und geleiteten sie in einen Besprechungsraum im zweiten Stockwerk. Maxime kam ihnen mit einem strahlenden Lächeln entgegen und begrüßte Marsha und Sam mit einem galanten Handkuss, bevor er sich Horace zuwandte.
»Mr. Hutton, Ihr Ruf eilt Ihnen voraus«, sagte er. »Nicht nur Samantha hat in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt, die Presse steht ihren Worten in nichts nach!«
Wie konnte man von diesem Mann nicht beeindruckt sein, dachte Horace.
»Nun, Mr. Meunier, meine liebe Freundin hat offensichtlich nicht nur mit Ihnen über mich gesprochen. Es freut mich, dass ich Sie endlich persönlich kennenlerne.«
Der ältere Mann nahm seine Hand und drückte sie fest zwischen seinen.
»Maxime für Sie, mein Lieber! Machen Sie mich bitte nicht älter, als ich bin!«
Natürlich hatte dieser Mann Nancy in Verlegenheit gebracht. Die Arme! Gegen ein solches Kaliber hatte eine Frau sicher keine Chance. Horace war schwer beeindruckt, vor allem von der dichten, grau melierten Mähne mit den weißen Schläfen. Lächelnd dachte er an das Geplänkel vom Vortag, mit dem er Sam von ihrem Liebeskummer hatte ablenken wollen. Was mittlerweile wirklich nicht mehr nötig war, wie man ihr unschwer ansehen konnte. Als er sie vorhin abgeholt hatte, war sie ihm mit einem »Danke« um den Hals gefallen, das mehr aussagte, als tausend Worte.
Heute wirkte sie überhaupt ganz anders als sonst. Ihre lächelnden Augen spiegelten die Farbe des eng anliegenden, smaragdgrünen Kleides wieder, das ihre perfekten Kurven umschloss. Seit dem Tod von Granny Beth hatte sie etliche Pfund verloren, und glücklicherweise genau an den richtigen Stellen. Die tizianroten Wellen fielen weich über die Schultern. Ihre Lippen hatte sie dunkelrot gefärbt, und ihre Füße steckten in eleganten Pumps mit schlanken Absätzen. Die stets perfekt gekleidete Marsha mit ihrer Modelfigur, um die sie viele Frauen beneideten, verblasste neben ihr. Wenn ich die Wahl hätte, dachte Horace, fiele sie mir nicht schwer. Doch dann hob er die Augen und revidierte alles, was er gedacht hatte. Denn die Frau, die in den Raum trat, stellte alle anderen in den Schatten.
Sie hatte Klasse, war schlank, ohne mager zu sein, und trotzdem waren Kurven da, wo sie sein sollten. Vielleicht verstand sie sich auch nur gut darauf, ihre starken Seiten ins richtige Licht zu rücken. So wie diese einzigartigen, kurzen Haare in allen Grauschattierungen, die von der Farbe her in einer deutlichen Diskrepanz zu ihrem Alter standen. Oder die blaue Bluse aus glänzendem Stoff, die ihre Oberweite auf eine Art und Weise umschloss, die ihm den Atem raubte. Nachdem sie Sam und Marsha mit einer herzlichen Umarmung begrüßt hatte, kam sie auf ihn zu. In allen Blautönen schillernde Perlen, die an ihren Ohren hingen, pendelten im Takt ihrer Schritte. Behutsam ergriff er ihre Hand, als ob er Angst davor hätte, sie zu zerbrechen.
»Mr. Hutton. Sie sind also der Mann, der die Frauen mit seinem Flair erobert?«
Er schluckte. Nicht nur der doppelsinnigen Bemerkung wegen, sondern da ihn der dunkle, geschmeidige Klang ihrer Stimme aufwühlte. Sie lächelte ihn so unverschämt sinnlich an, dass er das letzte bisschen freier Gehirnmasse zusammenkratzen musste, um in seinem Sprachzentrum ein paar Buchstaben freizulegen und zu Worten zusammenzufügen.
»Sie müssen Kathrin Miller sein«, stammelte er schließlich und kam sich bei dieser auf der Hand liegenden Feststellung wie ein Idiot vor.
Sie beugte sich näher und er bemerkte beiläufig, dass sie nur wenig kleiner war als er, da ihr Atem seinen Mund streifte.
»Wenn Sie mir versprechen, es nicht weiterzusagen, dann ist die Antwort JA. Und sie dürfen mich Kathrin nennen«, hauchte sie.
Dabei hielt sie sich an seiner Hand wie an einem Rettungsanker fest, da sie fürchtete, sonst den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Vor ihr stand die jüngere Version von Yul Brynner!
Alles an ihm war schlank und perfekt. Die schmale Nase, die vollen Lippen, die nach außen hin ansteigenden Augenbrauen und der Körper. Außerdem überragte er sie um einige Zentimeter – sie schätzte ihn auf eins achtzig – jedoch nicht so viel, um unerreichbar zu sein. Sie müsste sich nicht einmal auf die Zehenspitzen stellen, um ihn küssen zu können …
»Wollen wir beginnen?«, klang Maximes tönende Stimme durch den Raum und unterbrach den Zauber, der sie gefangen hielt. Zögernd entzog sie Horace ihre Hand und trat an den Tisch.
Sam blickte irritiert zwischen Kat und Horace hin und her und dachte an den beiläufigen Gedanken, der sie gestern in ihrer Küche gestreift hatte, als ihr Freund Kathrins Alter hatte wissen wollen. Hier ging es weder darum noch um irgendwelche Äußerlichkeiten. Man musste schon gefühlskalt sein, um die elektrische Spannung zwischen den beiden nicht zu bemerken. Als sich Maxime lautstark räusperte und Marsha ihr sanft über die Schulter strich, war ihr klar, dass nicht nur sie sensible Antennen besaß.
»Ich hoffe, ihr habt auf das Mittagessen verzichtet, wie ich euch gebeten hatte«, sagte sie und öffnete nach und nach die Kühlboxen. Maxime brachte Flaschen mit prickelndem Wasser. »Um zumindest so zu tun, als ob wir Champagner trinken würden«, bemerkte er, während er die Gläser einschenkte.
Horace bereitete die Teller vor und reichte sie weiter, bevor er sich setzte. Genau Kathrin gegenüber, die dadurch gezwungen war, entweder an ihm vorbei oder in seine wundervollen nussbraunen Augen zu sehen, die sich jedes Mal einen Moment zu lang mit dem Blick ihrer eisblauen verfingen. Das Kribbeln in ihrem Magen nahm zu, wobei sie nicht mehr wusste, ob es der Köstlichkeiten wegen geschah, die ihr auf der Zunge zerschmolzen, oder seinetwegen.
Maxime kommentierte jeden kulinarischen Leckerbissen auf eine Art und Weise, die Samantha ein Lächeln nach dem anderen abrang. Die Spargel-Erdbeercreme war die perfekte Verbindung zwischen Gut und Böse, die gefüllten Champignons die Erfüllung eines Traumes und der Wildlachs im Blätterteig eine maskierte Versuchung.
Kathrin sprach nicht.
Horace ebenso wenig.
Marsha rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, als ob sie die lederne Sitzfläche polieren wollte.
Und Sam klinkte sich irgendwann aus allem aus, schob einen Bissen nach dem anderen in den Mund und dachte dabei an Patrick und ihrer beider Versprechen, die Reise unmittelbar nach dem Event Ende Juni anzutreten.
Eine Sekretärin, die aufgeregt hereinplatzte und Kathrin bat, sofort ins Atelier zu kommen, unterbrach die eigenartige Stimmung. Kat sprang auf, packte Sam an der Hand und zog sie mit sich aus dem Raum. Horace atmete hörbar aus und begann, die Teller und das Besteck einzusammeln, und Maxime fragte Marsha nach ihrer Familie. Wenig später gab sie ein paar Anekdoten aus ihrem Familienleben von sich, wobei die kleine Emily die herausragende Rolle spielte. Maxime lehnte sich gemütlich zurück und lauschte ihren Erzählungen, während Horace sein Wasserglas zwischen den Fingern hin und her drehte und überlegte, wie er herausbekommen konnte, ob Kathrin Miller Single war.

[…]


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