Professor Nicholas Barry lebt für die Archäologie und ein Interview mit einem angesehen Magazin könnte ihm Sponsoren für seine Ausgrabungen einbringen.
Anne Willoughby widerum braucht für ihr Lifestyle-Magazin spektakuläre Bilder und Geschichten, die ihre Leser begeistern. Als sie Nick für ein Interview trifft, ahnt keiner von beiden, was der Tag bringen wird. Denn Anne beschließt, das Interview in einem Heißluftballon zu führen, um auf Barrys Lieblingsthema Luftkartographie aufmerksam zu machen.
Ein gelöster Anker, ein plötzlicher Windstoß, und schon befinden sich zwei völlig unvorbereitete Menschen hoch über Hampshire – ohne Handy, ohne Ballonfahrer-Kenntnisse und mit reichlich gegenseitiger Abneigung ausgestattet.
Während sie zwischen Kirchturmspitzen und Baumwipfeln navigieren, entdecken sie hinter ihren sorgsam gepflegten beruflichen Fassaden mehr als nur den Wunsch nach sicherer Landung. Doch die waghalsige Reise wirft auch Fragen auf: War es wirklich nur ein Unfall, der sie in die Lüfte beförderte? Oder steckt mehr dahinter?
Eine ungewöhnliche Geschichte über zwei Menschen, die feststellen, dass man manchmal den Boden unter den Füßen verlieren muss, um zu finden, was man sucht.
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Ein Interview hoch oben
Der Wind zerzauste mein Haar, während ich über das Feld stapfte.
Die Wiese schien mit bunten Heißluftballons übersät, die wie überdimensionale Ostereier in der Morgensonne schimmerten. Überall wuselten Menschen umher, riefen einander zu, prüften Seile und Körbe.
Als ich näherkam, war ich dann doch überrascht und beeindruckt, wie groß diese Dinger waren. Am Himmel sahen sie ja immer niedlich aus, aber hier ragten sie weit, weit über mir auf, als ich den Startplatz erreicht hatte.
Das Ballon-Festival zog Besucher aus der ganzen Gegend an und daher gab es zusätzlich Stände mit allem, was man von Jahrmärkten gewöhnt ist – von Grillfleisch bis Zuckerwatte, von Dartwurf-Spielen bis zu einem Miniaturriesenrad, das umso kleiner wirkte, da es neben den riesenhaften Ballons aufgebaut war.
Die Atmosphäre vor Ort war aufgeladen mit Festtagslaune, Erwartung, aber offenbar auch mit einer Prise Enttäuschung.
„Das Rennen ist abgesagt. Bei diesen Windböen wäre es unverantwortlich“, erklärte ein Mann mit leuchtend roter Weste, auf der „Organisator“ stand. Seine Stimme dröhnte und kreischte durch den Lautsprecher seines Megaphons. „Tut mir leid, die Ballons wurden zwar bereits aufgeheizt, aber die Wetterbedingungen haben sich zu plötzlich und zu stark verschlechtert und ich musste alle bitten, abzubrechen. Wir warten nun, ob sich die Situation verbessert und sind dazu mit den Wetterstationen in Ashurst Bridge und New Forest in Kontakt. Bis es Neues gibt, amüsieren Sie sich an unseren Festival-Buden!“
Ich seufzte.
Dieser Artikel hätte perfekt werden sollen: „Farbenfrohes Spektakel am Himmel: Das Hampshire Balloon Festival aus der Vogelperspektive“.
Nurn musste ich entweder warten oder den Artikel streichen.
Die Leser meines Lifestyle-Magazins „Contemporary Spirit“ liebten solche atmosphärischen Geschichten. Ich hatte mir die Überschrift schon ausgemalt, die Fotos dazu visualisiert. Doch nun gab es kein farbenprächtiges Luftspektakel für die Leser. Nicht heute.
Mein Blick fiel auf einen einzelnen, abseits angebundenen Ballon. Er war nicht besonders hübsch – ein schmutziges Beige mit dem Logo der Universität von Southampton darauf. Daneben stand ein Mann in Tweedjacke, der nicht zum bunten Treiben der Ballonfahrer passte.
Und ich hatte auch mit ihm eine Verabredung. Immerhin ist Zeit ja Geld und ich pflegte sie nicht zu vergeuden. Jetzt war ich doppelt froh, zwei Termine am selben Ort gemacht zu haben.
Er runzelte die Stirn, als er mich kommen sah.
Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er bereits wusste, wer ich war, und seine Begeisterung sich in Grenzen hielt. Seine Körperhaltung – steif, die Arme vor der Brust verschränkt – sagte: Bleib mir vom Leib.
„Professor Barry? Anne Willoughby von Contemporary Spirit. Wir haben einen Termin.“
„Natürlich, Ms. Willoughby. Aber wie Sie sehen, wird es heute womöglich keine Ballonfahrt geben.“
[…]
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