Früher war Tom Bohm ein Spitzensegler und Olympiateilnehmer, heute ist er Kommissar und kämpft gegen die Organisierte Kriminalität.
Sie waren einmal beste Freunde, aber das ist viele Jahre her. Nun tritt Tom Bohm, Kommissar beim LKA Berlin an, um Lucky Leonhardt für immer das Handwerk zu legen.
Während die Drogenimporte immer neue Höhen erklimmen, häufen sich mysteriöse Überfälle auf Bootshändler. Auf den Spuren von Lucky Leonhardt gerät Tom Bohm schnell zwischen die Fronten eines außer Kontrolle geratenen internationalen Drogen-Krieges, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse schon längst verschwunden sind. Dabei legt er sich mit einem arabischen Clan an und seine Familie wird bedroht.
Man unterbreitet ihm ein Jobangebot als Taktiker auf der Maxiyacht eines Multimillionärs. Bohm muss sich zwischen Recht und Gerechtigkeit, Vernunft und Gefahr entscheiden.
„Lebenswege“ ist der zweite Roman der der TOM BOHM-Reihe.
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Kennenlernen: Lutz Patrunky
Leseprobe
Nachdem er mit Verspätung im LKA angekommen ist, arbeitet er sich durch die Post-it-Nachrichten und versucht, die eingegangenen E-Mails zu ordnen.
Das Telefon klingelt. „Hallo Cem“, grüßt Bohm.
„Hallo Tom. Spät dran heute, was? War Stau?“, fragt Güzem.
„Mm-hm“
„Wie war der Urlaub?“
„Gut.“
Es entsteht eine Pause und Bohm wird sofort misstrauisch.
„Was gibt es denn?“, fragt er.
„Kommst du bitte in einer halben Stunde in mein Büro? Um zehn?“
„Was gibt es denn so Wichtiges? Ich muss meine Aussage für morgen vorbereiten. Außerdem ist hier auch noch jede Menge Kram liegen geblieben.“
„Ich weiß, es dauert auch nicht lange. Aber sei bitte pünktlich.“ Und schon hat Güzem aufgelegt.
Bohm wendet sich wieder seiner Arbeit zu, kann sich aber nicht mehr konzentrieren. Was will Güzem von ihm?
Er ist sich seiner Schwächen durchaus bewusst. Starrköpfigkeit, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn oder eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber seinem eigenen Schicksal, all das gehört zu seinem Wesen. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus diesen Eigenschaften, die ihn immer wieder zwischen alle Fronten geraten lässt.
Was ist es wohl diesmal?, fragt er sich.
GEHT HOCH ZU GÜZEM
Bohm begrüßt Güzems Sekretärin: „Hallo, Frau Schneider. Güzem rief an, ich sollte hoch kommen.“
„Guten Morgen, Kommissar Bohm“, sagt sie und runzelt die Stirn, während sie auf die Uhr an der Wand sieht. „Sie werden bereits erwartet.“
Bohm nickt, klopft an Güzems Tür und tritt ein.
„Schön, dass Sie es einrichten konnten, Kommissar Bohm“, wird er von Güzem begrüßt, der dabei vielsagend auf seine Armbanduhr sieht.
Cem Güzem ist Anfang sechzig. Er trägt einen anthrazitfarbenen Anzug, ein weißes Businesshemd und eine mintgrüne Krawatte mit dezenten Mustern und seine wenigen verbliebenen Haare hat er über die Glatze gekämmt. Er ist der erste Polizist mit Migrationshintergrund, der es im LKA so weit nach oben geschafft hat. Früher war Güzem ein exzellenter Ermittler und stand bei seinen Kollegen hoch im Kurs. Mittlerweile hat er sich jedoch immer mehr zu einem Verwaltungsmenschen entwickelt und man sieht, wie er darunter leidet. Aber, und das muss Bohm ihm zugestehen, Güzem hat ihn in der Vergangenheit immer unterstützt, wenn es mal hart auf hart gekommen war.
Vor Güzems Schreibtisch sitzt eine junge Frau mit kurzen, schwarzen Haaren. Sie trägt eine schwarze Lederjacke, schwarze Jeans und sandfarbene Kampfstiefel.
Hmm, denkt Bohm, woher …?“
„Setzen Sie sich“, sagt Güzem und deutet auf den freien Stuhl. Wenn Güzem und Bohm in Gesellschaft sind, dann siezen sie sich.
Bohm nimmt Platz und mustert die Besucherin. Nun erkennt er sie, es ist die junge Kollegin von der Direktion City, die Mohammed Al-Masir damals in der Shisha-Bar abgeführt hatte.
Bohm nickt ihr zu und sie erwidert den Gruß. Er schätzt sie auf Ende zwanzig, Anfang dreißig. Sie hat ein schmales Gesicht mit einer markanten Nase, an der Oberlippe links sitzt ein Schönheitsfleck und sie trägt mehrere Ohrstecker und Kreolen-Ringe.
„Okay. Nachdem Sie sich nun her bequemt haben, können wir ja endlich anfangen“, stellt Güzem missbilligend fest.
„Es kam noch ein Anruf rein“, sagt Bohm.
„Ist ja gut, Bohm. – Ich möchte Sie mit Kommissarin Samira Husseini von der Direktion City bekanntmachen. Frau Kommissarin, Hauptkommissar Tom Bohm.“
Bohm bietet Husseini seine Hand zum Gruß an. „Wir kennen uns ja bereits, oder? Bei der Razzia vor ein paar Wochen?“
„Stimmt! Angenehm“, antwortet Husseini und erwidert den Handschlag unerwartet kräftig.
„Was?“, fragt Güzem erstaunt.
„Die Razzia im Aladins“, sagt Husseini. „Da haben wir uns getroffen. Ich hatte Mohammed am Schlafittchen und der Kollege Bohm den Bruder, Hassan.“
„Das war mir nicht bekannt“, gibt Güzem zu und scheint etwas irritiert zu sein. „Also, nachdem Sie sich nun richtig kennengelernt haben, gehen wir mal in medias res“, sagt er bedeutungsvoll.
Güzems Blick schweift zwischen Bohm und Husseini hin und her. „Hauptkommissar Bohm, es wurde entschieden, Ihnen etwas Unterstützung zur Seite zu stellen. Kommissarin Husseini wird mit Ihnen diese Al-Masir-Sache bearbeiten und da sie vom Abschnitt 55 kommt, kennt sie sich in der Szene sehr gut aus.“
Oha.
Bohms Blick wandert zum Fenster. Draußen geht gerade ein Regenschauer nieder und in einer Buche auf dem Mittelstreifen jagen die Spatzen umher, während Blätter weggeweht werden und Äste sich bedrohlich im Wind biegen.
Bohm räuspert sich und kratzt sich am Kinn.
„Ich bin viel unterwegs, mal hier, mal dort. Sie wissen schon, Chef. Bin selten im Büro, ich komme klar“, nuschelt er.
„Trotzdem, danke für das Angebot!“
Husseini sieht Bohm zunächst entgeistert an, dann sagt sie mit hörbarer Enttäuschung: „Ich denke, es ist besser, wenn ich wieder gehe. Ich bin nicht die Richtige für diesen Job, glaube ich. – War nett, Sie kennengelernt zu haben!“
Sie erhebt sich und will zur Tür gehen.
„Bleiben Sie sitzen, Husseini! Das hier ist doch kein Wunschkonzert!“, raunzt Güzem sie an.
Widerwillig lässt sich Husseini in den Stuhl fallen, legt die Hände in den Schoß und fixiert einen Punkt an der Wand.
Güzem beugt sich vor und sieht Bohm eindringlich an. „Jetzt passen Sie mal gut auf, Bohm. Wenn ich sage, Sie arbeiten mit Frau Husseini zusammen, dann werden Sie das auch tun! Haben wir uns verstanden?“
„Chef, Sie kennen mich. Sie wissen, ich bin besser, wenn ich alleine arbeite. Das hat nichts mit Ihnen zu tun, Kollegin“, sagt Bohm und sieht Husseini dabei direkt an. Die erforscht aber weiterhin irgendetwas an der Wand und ignoriert ihn.
„Diesen Quatsch habe ich mir lange genug angehört. Damit ist jetzt Schluss, Bohm! Du arbeitest im Team oder gar nicht, kapiert?“, stellt Güzem merklich gereizt fest.
„Kann ich dich mal alleine sprechen?“, fragt Bohm trotzig.
„Nein! Kannst du nicht!“, faucht Güzem und greift zum Telefonhörer.
„Wir sind hier fertig!“, sagt er und deutet zur Tür.
Husseini steht auf.
Bohm bleibt sitzen und Güzem fängt an, eine Nummer zu wählen.
„Chef?“, versucht Bohm es noch einmal.
„Wenn du nicht sofort deinen Arsch hier raus bewegst und Husseini gleich mitnimmst, dann sorge ich dafür, dass Ihr beide ein paar Wochen Streife fahrt! Und zwar zusammen! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
Güzem tippt die Nummer zu Ende und wartet auf Anschluss.
„Cem ….“
Güzem deutet mit dem Hörer zur Tür und raunzt: „Raus! Alle beide!“
Samira Husseini hat das Büro bereits verlassen und Bohm folgt ihr.
[…]
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