Tauche ein in das alltägliche Leben im heutigen Ägypten, abseits der Touristenburgen.
Kira fällt das angefangene Manuskript einer ihr unbekannten Frau in die Hände. Die Story handelt von einer vom Schicksal geführten Liebesgeschichte, deren Protagonistin Ela darin ihrem Seelenpartner Khalim in einem kleinen Dorf am Rande der Wüste in Theben begegnet. Ihre einzige Verbindung nach Deutschland ist das Postfach Luxor 192. Kann ihre Liebe den alltäglichen und traditionellen Herausforderungen als europäische Frau standhalten?
Kira ist sich nicht sicher, ob sie diesen Roman vollenden soll und begibt sich auf eine Recherchereise nach Luxor. Dort folgt sie Elas Spuren und erlebt dabei eine eigene Geschichte, voll Mystik, Magie und Ambivalenz. Diese Erfahrungen sind tief mit der Geschichte und Kultur Ägyptens verwoben. Die Begegnung mit dem Künstler Ismael führt zu einer Veränderung in Kiras Leben. Nach dieser Reise schreibt Kira auch Elas Manuskript zu Ende.
Eine fesselnde, gefühlvolle Erzählung, die den Leser auf eine tiefgreifende Reise durch Ägypten mitnimmt.
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Leseprobe
Und wieder ein endloser Tag, der verging. Die Routine meines Lebens glich einem Blick ins Leere. Eigentlich war ich froh, dass ich mich gleich schlafen legen würde. Meist kam ich erst in den frühen Morgenstunden in den erlösenden Schlaf. Während mein Mann neben mir in Sekunden einschlief und dem bald ein lautes Schnarchen folgte. Doch das war es nicht, was mich störte, es war die Kälte zwischen uns. Ich war gespannt, ob ich wieder träumen würde.
Doch war es ein Traum? Ich schlief, ich träumte. Ich war schweißgebadet, ich wusste ganz sicher auch im Traum, wer ich in diesem Leben war, doch ich wusste auch, dass ich das Mädchen in der Wüste war. Einerseits war es verwirrend, andererseits so vertraut.
Eine Woche lang träumte ich diesen Traum.
Ich bin etwa 12 Jahre alt, ein hübsches Mädchen mit langem, lockigem, schwarzem Haar. Gekleidet in ein schlichtes Leinenkleid, nur eine Kordel um meinen Bauch hält das Kleid ein wenig in Form. Neben mir läuft ein Junge, ich schätze ihn etwas älter ein, vielleicht ist er schon 14 Jahre alt. Ist es mein Bruder? Er hat schwarzes, kurzes Haar und humpelt leicht. Wir gehen trotz der sengenden Hitze zügig durch den Wüstensand. Hinter uns trottet unser Esel. Er ist schwer beladen mit Lebensmitteln und Weizen. Eigentlich soll ich ihn an der Schnur führen, aber das brauche ich nicht. Er folgt mir auf Schritt und Tritt. Ich verstehe die Sprache der Tiere und fühle eine tiefe Verbundenheit zu ihnen. Er ist ungewöhnlich silberfarbig und glänzt wie der Mond. Daher wohl auch sein Name. Ich höre, wie ich ihn Akay rufe, was so viel bedeutet wie weißer oder leuchtender Mond. In der Ferne sehen wir schon unser Ziel, ein kleines Dorf, bestehend aus kleinen Lehmhäusern. Ich spüre, wir kommen nach Hause. Es ist ein unbeschreiblich wohliges Gefühl, ein Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Liebe. Eine Frau kommt uns strahlend entgegen und streichelt uns liebevoll über den Kopf. Aus einer Art Tonflasche schenkt sie uns Wasser in kleine Schälchen ein. Wir trinken gierig und mir wird klar, dass Wasser hier das Allerwichtigste ist. Die Frau übernimmt den Esel und führt ihn am Strick in das Dorf. Ich wurde wach und sehnte mich von Traum zu Traum immer mehr nach dieser scheinbaren Unbeschwertheit und wahrgenommenen Liebe.
,,Du bist auf dem Weg in ein neues Leben.“ Dieser Gedanke durchzuckte mich, als ich aus dem Flugzeugfenster sah. Ich reiste gerade nach Luxor. Er ließ mich aufhorchen und unterbrach für einen kurzen Augenblick meinen desolaten Zustand. Dieser Gedanke ließ mich die Süße des Nektars meines zukünftigen Lebens erträumen. Mein Herz flatterte wie der Flügelschlag eines hungrigen Falken. Ich musste meine Gedanken entwirren, langsam wieder aufrollen, wie ein Wollknäuel und widmete meine Aufmerksamkeit zur Ablenkung dem Reiseführer über Ägypten, den ich mir noch schnell am Flughafen gekauft hatte. Jedes Mal, wenn ich etwas Faszinierendes im Buch entdeckte, stupste ich meinen Mann an, in der Hoffnung, ich würde ihn für die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte Ägyptens begeistern können.
,,Ich lese gerade, dass Luxor am östlichen Nilufer liegt. Dort befand sich einst das alte Theben, die Hauptstadt der Pharaonen während der Blütezeit ihrer Macht zwischen dem 16. und 11. Jahrhundert vor Christus. Darüber habe ich bislang gar nichts gelesen, du?“
,,Dafür brauche ich keinen Reiseführer, das gehört doch wohl zum Allgemeinwissen.“
Ich ärgerte mich, überhaupt etwas gesagt zu haben. Es war wieder einer seiner völlig emotionslosen Antworten. Er sprach, wie meist in seiner heroischen Art, oft vermessen. Kein Wort zu viel, keines zu wenig. Immer mit dem Nachhall, dass die Diskussionen abweichend seiner Meinung völlig sinnlos seien. Sebastian saß völlig teilnahmslos neben mir, wie immer gekleidet mit einem Poloshirt – wie ich diese Shirts hasste – einer Jeans und seinen Lieblingsleinenschuhen. Ich blätterte weiter und freute mich jetzt schon auf den Luxor-Tempel und den Karnak-Tempel, die größte Tempelanlage von Ägypten. Ich vermied ein weiteres Gespräch mit meinem Mann und blickte wieder aus dem Flugzeugfenster. Nichts als Einöde, Wüste, kein Leben zu erkennen. Das, was ich sah, erfreute mich nicht besonders. Nun sollte ich vierzehn Tage in Luxor verbringen? Sebastian hatte diese Reise für uns gebucht.
Wir wollten fernab von jeglichen Verpflichtungen herausfinden, ob uns noch etwas miteinander verband. Zu Hause gab es nicht mehr viele Gemeinsamkeiten; es folgte das bittere Eingeständnis, dass wir uns auseinandergelebt hatten. Wir hatten die gemeinsame Umlaufbahn verlassen und wanderten auf unterschiedlichen Pfaden, die beide in Nichts zu führen schienen. Ich fühlte mich inzwischen emotional völlig ausgehungert.
Noch ahnte ich nicht, dass die 14 Tage in Luxor mein Leben auf den Kopf stellen sollten.
Dass ich fast die Hälfte meines zukünftigen Lebens in einem kleinen Dorf am Wüstenrand von Theben verbringen würde. Ein Leben als europäische Frau in Ägypten. Eine Zeit voller Ambivalenz. Auch wenn ich dort auf meinen Seelenpartner Khalim traf, zudem ich noch heute trotz aller Schattenseiten eine tiefe spirituelle Liebe empfinde, zahlte ich auf allen Ebenen einen hohen Preis.
[…]
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