Kommissar Wengler saß in seinem Wohnzimmer, oben im dritten Stock, in Giesing. Es war heiß an diesem frühen Abend, als er mit seinen Freunden dort vor seinem Pseudobalkon saß und mit ihnen Schafkopf spielte. Es war nur eine Tür nach draußen die man offen ließ, mit einem Geländer davor, dass man nicht aus Versehen durch diese geht und sich unten auf dem Bürgersteig wiederfand. Sie saßen dort, da dies wenigstens ein bisschen Kühle brachte. Und das war dringend nötig, da es unerträglich heiß war.
Gerade als Herbert Wengler seinen letzten Trumpf spielen wollte, um das Spiel zu seinen Gunsten zu beenden, klingelte das Telefon. Es war Armin, sein Assistent. Jemand wäre in einem Pool in der Nobelgegend Nymphenburg ertrunken, sagte er ihm. Man müsse sich darum kümmern. Also fuhren sie dort hin. Kaum dort angekommen, trafen sie auf seinen Freund Klaus Mergentheimer von der Spurensicherung. Wie immer war die Begrüßung äußerst herzlich.
„Ja, der Herbert. Bist auch schon da? Hamma ja alle sehnsüchtig auf dich g’wartet“
„Habt’s nicht, weil der Tote scheinbar schon aus’m Wasser is. Oder is der am Rasen ersoffen?“
Wie so in den höheren Kreisen üblich, bekamen sie nicht viel Unterstützung in ihren Nachforschungen, warum der Hausherr sein zeitliches gesegnet hatte. Aber durch akribisches Nachhaken und unendlicher Geduld, fügten sich sehr bald die Machenschaften zu einem Bild, und die Schuldigen konnten wieder einmal ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.
Einkaufen: Kindle | Tolino | Taschenbuch
Kennenlernen: Olaf Maly
Leseprobe
In der Einfahrt zur Garage sah man die Polizeiwägen der Spurensicherung und einige andere Dienstwägen. Polizisten standen herum und redeten. Blaulichter kreisten unablässig auf den Dächern der Autos.
Die beiden gingen langsam zum Haus.
„Schalt’s doch amal die blöden Lichter da aus. Muss ja nicht die ganze Stadt wissen, was hier los is.“ Kommissar Wengler sprach zu einem der Polizisten, der gerade teilnahmslos an einem Wagen gelehnt seine Zigarette rauchte.
Dieser murrte irgendetwas in seinen Bart, drehte sich um und verschwand. Die Lichter machte er nicht aus.
„Komm, lass uns außen rum geh’n, Armin. Der Pool wird ja wohl im Garten sein, nehm ich an.“
„Nehme ich auch an.“
Am Schwimmbecken angekommen, sahen sie Klaus Mergentheimer bereits bei der Arbeit. Er unterhielt sich mit einem seiner Leute.
„Klaus, was hamma?“
Klaus Mergentheimer drehte sich um und ging auf seinen Kollegen zu.
„Ja, der Herbert. Bist auch schon da? Hamma ja alle sehnsüchtig auf dich g’wartet.“
„Habt’s nicht, weil der Tote scheinbar schon aus dem Wasser is. Oder is der am Rasen ersoffen?“
„Nein, aber weißt, wir ham denkt, dass des für euch vom Büro besser is, wenn ihr nicht in des Becken springen müsst, um sich den anzuschau’n. Deswegen ham wir den schon einmal frisch dahin g’legt. Nur für euch.“
„Des is aber sehr zuvorkommend von euch. Hätt ich nicht erwartet, soviel Rücksichtnahme. Aber ich glaub, des habt’s ihr nur für den Brunner g’macht.“
Kommissar Wengler sah Doktor Brunner aus dem Haus kommen. Er hatte einen schwarzen Anzug an, als wollte er auf eine Beerdigung gehen.
„Kommen’s jetzt schon mit dunklem Anzug zur Arbeit? So aus Trauer für die Toten, die Sie dann aufschneiden und untersuchen?“
„Ihnen auch einen schönen Tag, Herr Wengler. Und nein, ich wollte in die Oper. Festspiele, falls Sie davon gehört haben. Und pflichtbewusst, wie ich bin, hab ich das eben verschoben. Sie haben ja auch immer Leichen, wenn man sie nicht braucht.“
„Des nächste Mal sag ich Bescheid bei dene Mördern, dass die auf Sie Rücksicht nehmen sollen.“
„Danke, aber wieso glauben Sie, dass des Mord war? Vielleicht is der ja nur ertrunken?“
„Kann sein. Und sehn’s, deswegen sind Sie hier, dass Sie mir des sagen, ob des Mord war oder ein Unfall. Vielleicht könnt ma des möglichst bald feststellen. Dann könnt ich nämlich wieder heim.“
„Herr Kommissar, daheim sterben die Leut, sagt man in Bayern. Treiben Sie sich ein bisschen herum, machen Sie sich eine gute Zeit, erleben Sie was. Das Leben ist kurz, wie Sie sehen.“
Dabei zeigte er auf die Leiche, die vor ihnen im Gras lag. Dann beugte er sich hinunter, um sich den Mann anzusehen.
[…]
Entdecke mehr von Buch-Sonar
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

