„Winterzauber in Hazelwood“ von Lisa Torberg


Gefühlschaos und Small-Town-Charme mit Schneegestöber. Den Eishockeyspieler gibt es obendrauf. Ein Neuengland-Winterroman zum Einkuscheln und Dahinschmelzen – bis zum Happy End.

Ashton Lambert, Wingman der Seattle Ice Foxes, wird vom gegnerischen Verteidiger so hart gegen die Bande geschleudert, dass er das Bewusstsein verliert. Diese dritte Gehirnerschütterung seiner Karriere in der NHL ist eine zu viel. Er ist raus – und hat nicht die geringste Idee, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen soll.

Nach vierzehn Jahren kehrt er in die kleine Stadt in New Hampshire zurück, die er mit achtzehn verlassen hat. Doch nicht nur sein Freund Coop lebt in Hazelwood, sondern auch Vivienne. Ash hat sie damals aus seinem Kopf gestrichen. Es war besser so. Kein Wunder, dass sie ihn mit Eiseskälte behandelt. Erinnerungen kehren zurück – und mit ihnen verwirrende Gefühle. Gegen die auch Vivi ankämpft, denn sie war schon mit zehn in den besten Freund ihres Bruders verliebt …

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Kennenlernen: Lisa Torberg

Leseprobe

Bevor ich mich auf die Bank der Umkleide setzte, an genau der Stelle, die seit nunmehr sieben Jahren sozusagen meinen Namen trug, rückte ich meine Schulterpolster zurecht. Ich griff nach dem blauen Tape, mit dem ich bei Heimspielen meinen Schläger umwickelte, und begann mit meiner Arbeit. Konzentriert war ich darauf bedacht, dass die Linien der Kanten des Tapes absolut parallel verliefen, im Hintergrund das übliche Geplänkel in der Umkleide der Seattle Ice Foxes vor einem Spiel.
Thorne sprach davon, dass er diesen kalifornischen Bulldozer, der den Puck nicht anders behandelte als die Eier der gegnerischen Spieler, mit seiner eigenen Medizin behandeln würde. Mace lachte mit dem üblichen Rumpeln, das aus seiner Brust drang, und klang, als ob seine Rippen zerbrechen und er sie ausspeien würde. Little, der seinen Namen nicht seiner Körpergröße von knapp zwei Metern verdankte, sondern seinen auffallend kleinen Händen, schlug ihm auf den Rücken. Und nein, es bestand keine Relation zwischen der Größe von Nasen, Händen und dem einzigen Körperteil, mit dem Männer in bestimmten Situationen ausschließlich dachten. Was auch nicht auf alle zutraf, mich eingeschlossen. Ehrlich gesagt konnte ich mich gar nicht erinnern, wie es sich anfühlte, mit einer Frau zusammen zu sein.
Ich hatte meine Energie nahezu ausnahmslos in meine Karriere gesteckt, seit ich mit sechzehn entdeckt hatte, dass Eishockey wesentlich mehr Spaß machte, als Zeit in Versuche zu investieren, Mädchen zu verstehen. Ich hätte damals liebend gern darauf verzichtet, der absolute Superstar des Highschool-Teams zu sein, weshalb ständig irgendwelche an mir klebten. Sie waren komplexe, undurchschaubare Wesen. Zuerst schmachteten sie dich aus der Ferne an, und wenn du dann endlich den Mut aufbrachtest, sie um ein Date zu bitten, ging alles schief. Entweder sie rochen eklig süß nach Marshmallows oder sie quietschten wie rostige Scharniere, sobald sie den Mund aufmachten. Dem konnte man zwar entgegenwirken, indem man sie küsste, aber dann wurde es noch schlimmer. Wer nie eine Begegnung der dritten Art mit einer unsichtbaren Zahnspange hatte, sollte darauf verzichten. Da gab es Häkchen und Drähte, die jede Lust im Keim erstickten. Und wenn man endlich ein Mädchen fand, das kein Folterinstrument im Mund hatte, war es, als ob man mit der Zunge in einen See eintauchen würde. Ich erschauerte bei der Erinnerung an diese eine gruselige Erfahrung, die dazu geführt hatte, dass ich erst Jahre später, nach meinem Wechsel von den Los Angeles Saints zu den Chicago Demons, wieder mit einer Frau auf Tuchfühlung ging. Bei einem Blind Date, was die dümmste Idee war, die ich je hatte. Was folgte und wie es endete, war zum Glück Geschichte.
Ich kontrollierte noch einmal das Tape auf dem Knauf meines Schlägers, dann strich ich mit der offenen Hand beiderseits über das Schlägerblatt.
»Na, sitzt alles perfekt, Ash?« Spice grinste anzüglich und deutete auf seinen Schritt, der durch den Tiefschutz wirkte, als ob er einen Football zwischen den Beinen hätte. Nachdenklich ließ ich meinen Blick nach oben zum Gesicht des Centers gleiten. »Meine Zähne sind drin und deine?«
Schallendes Lachen erfüllte die Umkleide.
Gott, ich fühlte mich so wohl wie schon lange nicht. Wir lagen zwar heuer mit unseren Leistungen im unteren Mittelfeld der NHL und hatten auch mit dem heutigen Spiel keine Chance, in die Play-offs zu kommen, aber wir waren ein großartiges Team. Im Laufe der Saison waren wir noch enger zusammengewachsen, trotz der beiden Neuen, die unsere frischen Ruheständler ersetzt hatten. Das Durchschnittsalter war extrem gesunken. Mittlerweile war Spice, unser Kapitän, mit seinen vierunddreißig Jahren der Älteste, war allerdings wesentlich fitter als ich und dachte nicht ans Aufhören. Ich war zweiunddreißig, mein Körper fühlte sich jedoch an manchen Tagen an, als ob er ein Jahrzehnt mehr auf dem Buckel hätte. Bänderzerrungen, blaue Flecken, Prellungen und Platzwunden trotz des Helms gehörten zum Alltag. Bänderrisse, Knochenbrüche und Gehirnerschütterungen waren seltener – aber ich hatte sie alle mehrmals ausgekostet. Doch auch die letzten Verletzungen waren komplett ausgeheilt und ich war in Topform. Immer, wenn du endlich wieder an diesem Punkt ankommst, passiert etwas, säuselte die quälende Stimme in meinem Kopf, die mich einfach nicht in Ruhe ließ.
Spice legte seine Hand auf den Übergang zwischen meiner Schulter und dem Hals und drückte zu. »Was ist los, Ash?« Er sprach mit leiser Stimme und klang besorgt.
»Alles okay.« Ich klopfte mit dem Schläger gegen sein Bein. »Lass uns rausgehen und die Saison mit Ehre beenden.«

[…]


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