Ein ungeklärter Mordfall, die Kunst des Zuhörens und ein schnurrender Ermittler.
Kater Elvis, unfreiwillig obdachlos, reist als blinder Passagier nach Koblenz. Dort trifft er auf die zauberhafte Samtpfote Chloe, die ihm dabei hilft, seine ehemalige Katzenhalterin wiederzufinden. Elvis hat die besondere Gabe, die Menschen zum Erzählen zu bringen. Auf diese Weise wird er auf einen ungelösten Kriminalfall aufmerksam. Gelingt es ihm, die Wahrheit ans Licht zu bringen, zu verhindern, dass noch etwas Schlimmes passiert und auch das Herz der hübschen Chloe zu erobern?
Ein turbulent-liebevoller Katzenkrimi, der auf leisen Pfoten heranschleicht und zu einem spannenden Ermittlungs-Trip durch die Koblenzer Altstadt wird.
Einkaufen: Kindle | Taschenbuch – Kennenlernen: S. Sagenroth
Leseprobe
Regentropfen perlten von den Straßenlaternen, ein paar Leuchtreklamen schimmerten verschwommen und spendeten nur ein trübes Licht. Es war eine feuchtkalte Herbstnacht. In den meisten Häusern alles still und dunkel. Kneipen und Restaurants hatten bereits geschlossen. Sie lief schneller, stolperte mehrmals auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster. Wich einer Katze aus, die an ihr vorbeihuschte. Es war zu spät geworden. Viel zu spät. Habibi! Komm, bleib doch noch. Und da gab es so viel, über das sie sprechen wollte. So viel, das ihr auf der Seele brannte und lange Zeit ungesagt geblieben war. Es ging um Freiheit, um ihre persönliche und die ihres Landes. Um das, was sie sich bewahren wollte und was sie in dieser Zeit in der Fremde gelernt hatte. Dass sie nun in einem Land lebten, in dem man die Wahrheit sagen konnte und musste. So unangenehm die Folgen auch waren. Sie waren längst nicht in allem einer Meinung. Und dennoch konnte sie mit niemandem so gut reden.
Nur noch ein paar hundert Meter. Sie eilte weiter, überquerte den Platz. Vorbei an dem großen Denkmal, das zu dieser Stunde ganz eigenartig und bedrohlich wirkte, bog links in die Gasse ab und lief weiter. Sie rannte nun. Auf den Treppenstufen, die zur Kirche führten, kramte sie hastig nach dem Schlüssel, setzte ihre Tasche ab, beugte sich hinunter, um besser sehen zu können. Plötzlich vernahm sie eine vertraute Stimme. Sie drehte sich erstaunt um und erschrak.
Elvis – Veränderungen sind unnötige Unterbrechungen der Routine
Es hätte alles so weiter gehen können, wären sie nicht auf die Idee gekommen, daran etwas zu verändern. Und Veränderungen mochte er nun mal gar nicht. Er war nicht der Typ für große Unternehmungen. Bereits dem jugendlichen Alter entwachsen, liebte er seinen geruhsamen Alltag. Mit den gewohnten Routinen. Seine letzten Jahre sahen meist so aus: morgens nach einem mehrmaligen Weckruf seiner etwas schwerhörigen Mitbewohnerin, einer Putzorgie und dem Frühstück das Klo aufsuchen, kurz raus auf den Balkon, das Revier beobachten und dann wieder ausruhen. Ein kleines Mittagessen, sich genüsslich in der Sonne räkeln, in tiefsinnigen Betrachtungen versinken, über Gott und die Welt philosophieren, eine Siesta halten, abends zum Spaß ein paar Fliegen fangen, wieder etwas die Lage vor Ort checken. Nicht zu vergessen, zwischendrin ausgiebige Streicheleinheiten abholen und dabei mächtig schnurren.
Elvis war ein ansehnlicher schwarzer Kater mit weißem Pelzkragen und weißen Stiefeln. Seinen Namen hatte er bekommen, weil die Fellzeichnung an seinem Kopf ein bisschen so aussah wie die verwegene Tolle der Rocklegende. Natürlich hatte er auch mindestens einen so eleganten Hüftschwung drauf. Auch war er Jahr für Jahr der beste Sänger in lauen Frühjahrsnächten. Jedenfalls fand das die Katzendame auf dem Balkon gegenüber.
Er lebte seit Jahren bei Klärchen. Einer älteren, aber noch ganz munteren Dame, die vor allem viel Zeit für Elvis hatte. Ihr Ehemann war schon vor geraumer Zeit verstorben, die Kinder lange ausgezogen und daher blieb Elvis ihre Nummer Eins.
Die schönste gemeinsame Zeit verbrachten die beiden immer morgens. Wenn die anderen Mieter gerade aus dem Haus waren, auch der Berufsverkehr sich draußen gelegt hatte und eine wunderbare Ruhe sie umgab. Manchmal briet sie dann auch Spiegelei mit Käse und Tomate, von dem Elvis regelmäßig ein bisschen etwas abbekam. Während Klärchen weiter ihr Frühstück einnahm und leise mit der Zeitung raschelte, rollte sich Elvis zu ihren Füßen ein und genoss diese friedliche Zweisamkeit. Gemeinsam zu schweigen, wenn jeder die Zufriedenheit des anderen spürte, war etwas Wunderbares.
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