Ein Nordfriesland-Krimi
Der Chef des Niebüller Polizeireviers Julius Ebsen geht in Pension. Anfangs läuft alles seinen gewohnten Gang: Er und seine Frau sind glücklich. Er fährt leidenschaftlich gern zum Angeln. Aber bald ist nichts mehr so, wie es war: Er kommt in Kontakt mit der rechten Szene, will einen Anschlag verhindern und wird entführt. Als dann einer, den er vor 10 Jahren in den Knast gebracht hat, seinen Schwur, ihn umzubringen, erneuert, gerät er in akute Lebensgefahr.
Das Ermittlerduo Keller und Lehnert hat alle Hände voll zu tun, den Fall aufzuklären – zumal ein unerwarteter Mord dazwischenkommt …
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Leseprobe
Jetzt gab es also einen neuen Chef im Niebüller Polizeirevier. Nicht aus den eigenen Reihen, wie einige Kollegen vermutet und einige vielleicht auch gehofft hatten, sondern einen aus der Fremde. Nicht aus dem Norden, erst recht nicht aus Nordfriesland und aus Niebüll schon gar nicht.
Klaus-Peter Kiffer hieß der Neue.
In der Zwischenzeit war der so neu auch nicht mehr, denn Julius Ebsens Pensionierung lag mittlerweile schon fast ein halbes Jahr zurück.
Kellers Telefon klingelte. Er hob ab. »Kommen Sie doch bitte mal rüber, Herr Keller!« Es war die Stimme des Chefs, des neuen Chefs.
Keller gab eine knappe Antwort, legte den Hörer auf und ließ den Kuli, mit dem er die abgearbeiteten Einträge aus seinem Notizheft durchstrich, auf die Tischplatte fallen. »Was will der denn jetzt schon wieder?« Kellers Stimmung war dahin. Fast jedenfalls. Das war heute mindestens das dritte oder sogar vierte Mal, dass der Kiffer ihn zu sich bestellte.
»Wenn Jule was von uns wollte«, sagte er zu Lehnert gewandt, »dann kam der selbst rüber.«
»Was willst du? Er ist der Chef.« Kirsten Lehnert schaute nicht von ihrer Arbeit auf, sondern tippte weiter auf die Tastatur des Rechners ein. »Und wenn du noch ’n bisschen warten kannst, haben wir uns den auch zurechtgebogen«, sagte sie und lehnte sich zurück. »Was will er denn?«
»Was weiß ich? Hat er nicht gesagt.« Keller stand auf. »Wahrscheinlich wieder nur Pillepalle.«
Er verließ das Zimmer und machte sich auf den Weg. Das Büro des Chefs war immerhin sechs Zimmer entfernt. Er fühlte sich hin- und hergerissen zwischen zwei Möglichkeiten der Kommunikation. Entweder er verhielt sich freundlich, wohlgesonnen und respektvoll – dann ging er den Weg des geringsten Widerstandes und hatte seine Ruhe. Oder er verhielt sich so, wie seine Stimmung es ihm nahelegte – wobei er dann aber Gefahr lief, dass offiziell Unfrieden war zwischen ihm und dem Kiffer. Noch fünf Zimmer Zeit, um zu überlegen.
Als er das Chefbüro erreicht hatte, klopfte er an und grinste blöd beim Eintreten. Er hatte sich also entschieden.
»Nehmen Sie Platz, Herr Keller!«
Das Lächeln fiel dem Kommissar schwer, und es drohte ihm gewissermaßen auszurutschen und damit seine Gesichtszüge zu verunstalten.
»Ich hab da ein etwas delikates Problemchen, das wir beide klären müssen.«, tönte der Chef. »Ich weiß nur nicht, wie ich’s Ihnen verklickern soll. Ich bin ja immer darauf bedacht … na, sie wissen schon: Friede, Freude, Eierkuchen usw.« Dann lächelte er gespielt verlegen und tat so, als würde er sich winden vor Uneinigkeit mit sich selbst und der Welt.
[…]
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