„Melanies Handballfreizeit: Freiwurf zum Glück 4“ von Eva Joachimsen


Trainingseifer, Eifersucht und Stress im Handballverein

Melanie hilft schon als Jugendspielerin in der Damenmannschaft des SC Ehrenberg aus. Da sie keine Stammspielerin ist, leidet sie nicht so stark unter dem Mobbing im Verein. Nachdem sie ihr Abitur geschafft hat, will sie Lehramt studieren und dazu in eine nahe gelegene Universitätsstadt umziehen. Noch während sie auf der Suche nach einem Zimmer ist, trainiert sie an ihrem zukünftigen Wohnort in einer Handballmannschaft mit. Sie ist sogar bereit, als Betreuerin auf einer Handballfreizeit mitzufahren.

Gleich am ersten Tag verletzt sich ein Kind, dessen Eltern keine Zeit haben. Außerdem beansprucht eine Jugendliche den attraktiven Trainer für sich und reagiert eifersüchtig. So viel Stress hatte Melanie nicht erwartet. Hat sie den passenden Beruf und den richtigen Verein ausgewählt?

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Hier findet ihr alle Teile der Reihe: „Freiwurf zum Glück“

Leseprobe

Mit nassen Haaren kam Melanie aus der Dusche und lief barfuß zur Bank, auf der ihre Sachen lagen. Sie hatten gerade ihr Handballtraining gehabt, und ihr Trainer Tom war mal wieder schlecht gelaunt gewesen. Natürlich hatte er dann die Mädels, die er nicht mochte, besonders gescheucht. Das harte Training machte Melanie nichts aus, denn sie war es gewöhnt und besaß eine gute Kondition, im Gegensatz zu einigen der Lieblinge vom Sponsor Aldag und damit auch des Trainers. Aber die ungerechte Behandlung und die schlechte Atmosphäre in der Mannschaft belastete sie. Einige der Spielerinnen, die für sie Vorbilder waren und die sie menschlich schätzte, waren inzwischen von dem Aldag-Clan abgeschossen worden. Sie selbst hatte sich zwar zu den Gemobbten bekannt, besaß aber als Jugendspielerin, die nur in der Damenmannschaft aushalf Welpenschutz. Bisher war sie bis auf ein paar kleine Sticheleien von Aldags Tochter Sina verschont geblieben. Natürlich schlossen sich dann immer ein paar von Sinas Clique an.
Um Frieden bemüht ließ Melanie das alles kommentarlos über sich ergehen. In der nächsten Saison müsste sie in die Damenmannschaft wechseln, allerdings hatte sie nicht die geringste Lust, weiter hier in Ehrenberg zu spielen. Als Jugendliche besaß sie auch keinen Spielervertrag, deshalb war sie nicht gebunden. Doch darum kümmerte sie sich bisher nicht, denn sie hatte gerade ihr Abitur in der Tasche und wartete auf einen Studienplatz. Danach würde sie wissen, wo es sie hin verschlug, und könnte sich dort einen neuen Verein suchen.
„Melanie, mein Vater möchte dich sprechen“, hörte sie hinter sich die etwas zu hohe Stimme von Sina. War der Frau nicht klar, wie unangenehm ihre piepsige Stimme war? Bei dem vielen Geld, das ihr Vater besaß, konnte sie sich doch ein Stimmtraining leisten. Was wollte der Alte überhaupt von ihr? Sie stand genauso wie ihre netten Mannschaftskameradinnen Levke, Nele, Mandy und Greta auf der Abschussliste. Spätestens seit sie sich dem Streik der Stammspielerinnen angeschlossen hatte. Noch immer war sie stolz, dass sie mutig genug gewesen war, mitzumachen. Es hatte deshalb reichlich Ärger gegeben. Nicht nur ihr Trainer, nein, sogar der Manager und der Sponsor hatten die Spielerinnen einzeln zu einem Gespräch gebeten. Levke war nicht hingegangen, sie hatte sich mit Krankheit entschuldigt, auch zum Training kam sie nicht mehr, angeblich wegen Überstunden. Greta hatten sie zwar ebenfalls zusammengestaucht, aber letztendlich geschont, weil Aldag bisher keine gleichwertige Torhüterin aufgetrieben hatte. Sobald er sie hätte, würde er auch Greta aus dem Verein ekeln. Sicher war sie jetzt dran.
Sie griff sich ihre Unterwäsche, streifte sie über, bevor sie sich zu Sina drehte. „Warum?“, fragte sie.
„Oh, das weiß ich nicht. Er mich nur gebeten, dich zu ihm zu schicken. Er wartet im Schiedsrichterraum auf dich.“ Sina drehte sich vom Spiegel, vor dem sie sich gerade föhnte und ihre Haare frisierte, um und sah Melanie hochmütig an.
„Ich bin in Eile“, erwiderte Melanie. Trotzdem ließ sie sich Zeit beim Anziehen. Sollte der Typ doch warten. Was bestellte er sie wie eine Dienstmagd zu sich.
Der arme Immobilienunternehmer! Der Ärger, dass eine kleine Jugendliche ihn, den mächtigen Mann, so lange warten ließ, war ihm deutlich anzusehen, als Melanie endlich ohne anzuklopfen, in den Raum eintrat.
„Du hättest dich auch etwas beeilen können“, knurrte er.
„Tut mir leid, aber ich stehe in der Hackordnung ganz unten und darf darum erst als Letzte duschen.“

[…]


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