Der ebenso reiche wie attraktive Oliver Weeland meidet Journalisten wie die Pest, egal, was über ihn behauptet wird. Die Enthüllungsjournalistin Jolene wird ausgerechnet auf ihn angesetzt, der alles verkörpert, was sie hasst. Sie sind wie Feuer und Eis, bereits bevor sie aufeinandertreffen … und sie lügen beide wie gedruckt.
Oliver Weeland, Nachkomme einer der mächtigsten Familien in Washington D.C., hat es nicht nötig zu arbeiten. Er handelt lediglich Millionenverträge für seine Eishockey spielenden Brüder aus, ist ein unnahbarer Eisklotz und meidet Journalisten wie die Pest. Als er einen Eishockeyfan niederstreckt und das Handyvideo viral geht, spitzt sich die Lage zu. Aber noch weiß niemand von seinen Verbindungen zu einem Eliteteam des FBI und seinem vierbeinigen Partner …
Jolene erinnert sich an manchen Tagen selbst nicht an ihren richtigen Namen. Dem Zeugenschutzprogramm sei Dank. Jahrelang war ein US-Marshal ihre einzige Konstante. Heute recherchiert sie undercover und schreibt aufsehenerregende Enthüllungsstorys. Als ihr Boss sie ausgerechnet auf diesen Oliver Weeland ansetzt, der alles verkörpert, was sie hasst, hat sie nur ein Ziel: seine Fassade niederreißen, ihn bloßstellen – und wieder untertauchen. Ein perfekter Plan, der nicht scheitern kann. Oder?
Enemies-to-Lovers-Romance. Abgeschlossener Liebesroman mit prickelnden Szenen und romantischem Happy End.
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Leseprobe
Jolene
Mit Riesenschritten überspringe ich jede zweite Stufe und renne nach oben in den vierten Stock. Die Glastür schwingt auf, und die Hektik schwappt einer Welle gleich über mich und saugt mich in die Redaktion, die jeden Bienenstock lächerlich wirken lässt. Es surrt, klingelt und quietscht. Unzählige Finger fliegen über Tastaturen, die Tasten klappern. Ich ignoriere zwei Zurufe und die Blicke, die sich über Bildschirme hinweg auf mich richten, und laufe in der ausgetretenen Spur des Teppichbodens, dessen frühere Farbe nicht einmal mehr zu erahnen ist, zum rückwärtigen Ende des Großraumbüros. Ohne meine Geschwindigkeit zu verringern, strecke ich den linken Arm aus und stoße die quietschende Tür auf, neben der auf einem Messingschild lediglich das Wort Chefredakteur zu lesen ist. Zugleich hebe ich den rechten Arm und strecke den Zeigefinger aus. »Das kannst du mir nicht antun! Ich will nichts mit diesem arroganten Arschloch zu tun haben!«
Mein Boss sieht auf. Er kneift die Augen ein wenig zusammen, hebt eine Hand, reibt sich über die steile Falte an der Nasenwurzel. Jetzt runzelt er die Augenbrauen und zieht die Augenlider bis zum Anschlag hoch. Wortlos und ohne den Blick seiner graubraunen Augen von mir zu lösen, legt er die Unterarme auf den Tisch. Seine Absicht ist unmissverständlich und glasklar. Das weiß ich, weil ich ihn fast so gut kenne wie seine Frau, seitdem er vor zwölf Jahren in mein Leben getreten ist. Doch darauf, dass ich einknicke und noch etwas sage, bevor er es tut, kann er heute ewig warten! Ich verschränke meine Arme vor der Brust, vergrabe die Finger im weichen Leder meiner Jacke, strecke meine leicht gespreizten Beine durch, bis ich das leise Knacken in beiden Kniegelenken höre, und starre zurück.
Murph, wie Patrick Murphy ausnahmslos von allen genannt wird, ist ein wandelndes Klischee. Tintenflecken bedecken jahrein, jahraus zwei Finger seiner rechten Hand. Die oberen drei Knöpfe seines Hemds sind geöffnet, die beiden Zipfel der gelockerten Krawatte hängen schlampig herab. Sein Bauch wächst pro Jahr etwa einen Zentimeter, behauptet Karen, die es als seine Frau wissen muss, weshalb die Gürtelschnalle seiner Anzughose davon bedeckt ist. Meine Augen zucken zu der nicht gerade spärlichen Behaarung seiner Unterarme, die auf den kreuz und quer liegenden Papieren auf seinem Schreibtisch liegen. Die Hemdsärmel hat er bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt, das Sakko hängt über der hohen Lehne seines Drehstuhls, wie immer, wenn er in seinem Büro ist. Sobald er es verlässt, schlüpft er in die Anzugjacke, schließt das Hemd und zieht die Krawatte eng zu. Hier jedoch ist er einfach er selbst.
Sein Kabuff hat lediglich ein Oberlichtfenster und misst bestenfalls drei mal drei Meter, aber für ihn ist dieser rundum mit vollgestopften Regalen umgebene Raum das, was für einen Hund sein Körbchen ist. Sein zweites Zuhause, sein Arbeitsort, sein Wohlfühlort. Als er vor einer halben Ewigkeit zum Chefredakteur der zweitgrößten Tageszeitung von Washington D.C. ernannt wurde, hat er das mit der Position einhergehende riesige Eckbüro in der obersten Etage des Gebäudes mit einem Schnauben abgelehnt, den beiden Oberbosses des Aufsichtsrats den Rücken zugekehrt und den Meetingraum verlassen. Diese Nachricht hat sich an dem denkwürdigen Tag nicht nur unter den etwa tausend Mitarbeitern der Tribune in Sekundenschnelle herumgesprochen. Der Buschfunk der schreibenden Zunft der Hauptstadt, des Bundesstaats und weit darüber hinaus hat einem Lauffeuer gleich die Redaktionen der Konkurrenz erreicht, die Murph, das Urgestein der nicht-politischen Berichterstattung des Regierungszentrums des mächtigsten Landes der Welt, in unzähligen Artikeln verewigt haben. Einige Kollegen taten es mit Humor und einem Augenzwinkern, andere verständnislos; darüber geschrieben haben sie jedoch alle. Daran erinnere ich mich, da ich all die Artikel verschlungen habe, obwohl ich zu der Zeit noch keine Ahnung hatte, wer dieser Mann war. Ich weiß jedoch mit Sicherheit, dass mit dem dringenden Bedürfnis, über ihn zu recherchieren, mein Berufswunsch geboren wurde.
Murph holt mich aus meiner Starre, als er seinen rechten Arm zurückzieht, ihn unter die Tischplatte senkt und eine Schublade öffnet. Papier raschelt. Er legt eine unscheinbare braune Papiertüte mit fettigen Flecken auf den Tisch und öffnet sie mit beiden Händen. Ich erstarre. Der Anblick des Sugar Donuts, den er herauszieht, ist zu viel für mich. »Das ist nicht dein Ernst!«
Murph grinst mich an. »Du hast verloren.«
»Du riskierst dein Leben mit diesem Zeug! Soll ich schweigend dabei zusehen?«
»Du bist schlimmer als Karen, Jolly!«
»Nenn mich nicht so. Du kennst meinen Namen.« Mit einem Sprung bin ich beim Schreibtisch, beuge mich vor und schnappe nach dem Donut. Vergeblich.
Murph hält ihn lachend hoch über seinen Kopf. »Du kriegst die Hälfte, wenn du mich darum bittest.«
»Ich will keinen Donut, sondern Antworten.«
»Worauf? Du hast mir keine Frage gestellt.« Er senkt den Arm, reißt den Donut in zwei Hälften und reicht mir über den Tisch hinweg die größere. Dabei rieselt Zucker über die Papiere auf seinem Schreibtisch und sein Hemd.
Ich schnappe mir das Gebäck und sinke auf den Besucherstuhl. »Warum ausgerechnet ich? Und wieso hast du mir das nicht heute beim Frühstück gesagt?«
Murph beißt genüsslich in seine Donuthälfte, kaut langsam und mit einem glückseligen Lächeln auf seinem Gesicht, bevor er schluckt und mich durchdringend ansieht. »Du kennst Karens Regel seit zwölf Jahren, Jolene. Bei uns daheim wird nicht über Arbeit gesprochen, auch nicht, wenn du die paar Stockwerke nach oben steigst und zum Frühstück kommst. Oder zum Abendessen. Oder sonntags zum Mittagessen, weil du dich nicht von meinen gegrillten Steaks fernhalten kannst.«
Ich weiß nicht, ob ich mich schämen oder grinsen soll, weshalb ich in den Donut beiße, obwohl das fettige, zuckrige Zeug absolut nicht in meinen Ernährungsplan passt. Aber jede Kalorie, die er nicht isst, weil ich ihn davon abhalte, beschwichtigt mein schlechtes Gewissen Karen gegenüber. Und so sitzen wir schweigend und mampfend da, bis Murph nach der Papiertüte greift und seine Hände damit abwischt, bevor er mit gespitzten Lippen über die Papiere auf seinem Schreibtisch bläst. Krümel und Zucker verteilen sich dadurch noch besser, was ihm entweder nicht klar oder einfach egal ist. Vermutlich Letzteres. Er hebt einen Stapel verschiedenfarbiger Mappen aus Karton an und zieht eine hervor. Ich stopfe mir den letzten Bissen in den Mund und wische meine Handflächen an meinen Oberschenkeln ab. Während endloser Observationen lernt man das zu nutzen, was zur Verfügung steht, und das sind im Moment eben meine Jeans. Murph streckt den Arm aus, und ich greife nach der blauen Mappe, die er mir über den Schreibtisch hinweg reicht. Auf der Vorderseite hat er mit einem Edding in Großbuchstaben einen Namen geschrieben. Es ist derselbe, der in der Nachricht nach den Worten ‚dein nächster Auftrag‘ zu lesen war, die mein Handy auf dem Weg hierher in der Jackentasche zum Vibrieren gebracht – und mich beim Lesen auf der Treppe der Metro zum Stolpern gebracht hat. Oliver Weeland.
[…]
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