„Silent Guy: Lautlos in mein Herz“ von Lisa Torberg

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Tom stottert, Spott und Scham sind sein Alltag. Die taffe Charly meidet Gefühle, denn die bringen nur Schmerzen mit sich. Doch dann …

Tom ist unglaublich attraktiv – aber er stottert. Seine Mutter erträgt ihn deshalb nicht und wirft ihn bei der erstbesten Gelegenheit raus. Er leidet stumm. Das ändert sich auch nicht, als er die Laufstege der Welt erobert. Mit den Gagen finanziert er sich sein Studium – und mit Ende zwanzig macht er endlich das, was er liebt. Fernab vom Rampenlicht designt er für AJ-Fashion seine eigene Kollektion, ohne in Erscheinung zu treten. Er arbeitet schweigsam, lebt auf seinem Hausboot in Little Venice – und geht seinen Mitmenschen grundsätzlich aus dem Weg. Aber dann stirbt sein Geschäftspartner …

Was tun, wenn man nach und nach fast alle Menschen verliert, die man liebt? Charly weiß es: sich in der Arbeit vergraben. Jeder berufliche Erfolg befriedigt sie ohnehin mehr, als ein Mann es jemals tun könnte. Und Gefühle werden grundsätzlich überbewertet. Dass dem doch nicht so ist, merkt sie, als ihr Onkel stirbt. Sie verlässt Kalifornien und fliegt nach London, um AJ-Fashion zu übernehmen. Dort trifft sie auf Tom …

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Kennenlernen: Lisa Torberg

Leseprobe

»Ich verstehe von Mode so wenig wie ihr von Immobilien.« Mit einem Seufzen lehne ich mich auf dem Sofa zurück und rücke den Laptop auf meinen Knien zurecht.
»Schlechter Vergleich, du Supermaklerin.« Tine, die auf dem rechten Bild des geteilten Bildschirms zu sehen ist, streicht sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht. »Weingüter wie dieses hier sind auch Immobilien.« Ihre unbestimmte Handbewegung macht mir wieder einmal klar, wie weit wir voneinander entfernt leben. Zurzeit absolviert sie ein Praktikum in der Toskana. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, dass sie bald wieder in den Staaten sein würde – und jetzt …
»Jede Frau versteht etwas von Mode«, unterbricht Chris von der Ranch in Montana meine Gedanken. Sie beugt sich vor und einen Moment lang nimmt ihr rechtes zwinkerndes Mandelauge die gesamte linke Bildschirmhälfte ein. »Sogar ich, obwohl ich hier in der Pampa weiß Gott keine High Heels oder elegante Abendkleider brauche.«
Mit verschränkten Armen starre ich auf meine beiden Freundinnen. »Ihr wollt mich nicht verstehen!«
»Doch, das tun wir!« Die Antwort kommt synchron.
»Du willst uns klarmachen, dass du es vorziehst, weiterhin sechzig Wochenstunden für diesen Idioten zu arbeiten.« Tines Locken wippen auf und nieder, da sie ihre Worte mit einem heftigen Nicken unterstreicht. »Es ist ja auch wirklich toll, dass man sieben Tage pro Woche irgendwelchen affektierten Geldsäcken Luxusimmobilien zeigen darf und nur ein Viertel der Kommission erhält, weil der Rest auf dem Konto dieses Donald-Trump-Verschnitts landet.«
Ich muss schmunzeln. Sie weiß, wovon sie spricht. Im Gegensatz zu mir kennt sie die Welt der Reichen und Superreichen seit ihrer Geburt. Und Harold Higgins, der gerissenste Immobilienhai von Los Angeles, für den ich arbeite, sieht tatsächlich aus wie der Klon des Präsidenten.
»Immerhin zahlt er mir ab Januar ein Fixum«, wende ich ein, »und wenn ich jeden Monat auch nur eine Villa verkaufe, verdiene ich richtig gut.«
»Was zuletzt vor einem halben Jahr passiert ist, weil er den Abschluss auf dem Golfplatz tätigte, nachdem du die Verhandlungen geführt hast«, erwidert sie lakonisch.
»Falsch. Letzte Woche habe ich endlich das sündteure Anwesen in Hollywood an einen Berater des arabischen Kronprinzen verkauft. Zwölf Millionen.« Als ich die Summe ausspreche, läuft mir ein prickelnder Schauer über den Rücken. Immerhin macht meine Kommission einhundertachtzigtausend Dollar aus.
»Könnt ihr mir bitte sagen, warum ihr über Dinge sprecht, die nicht mehr aktuell sind?«, fragt Chris mit irritierter Stimme und fixiert mich. »Wolltest du nicht unsere Hilfe, um zu entscheiden, was du anziehen sollst, wenn …«
»Wann?«, falle ich ihr ins Wort.
»An dem Tag, an dem du dich in London den Mitarbeitern von AJ-Fashion präsentierst. Deinen Mitarbeitern! Obwohl du deinen Onkel seit Jahren nicht mehr gesehen hast, hat er dir sein Lebenswerk hinterlassen. Ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz, gegen den selbst der Wert einer Vierzig-Zimmer-Villa verblasst. Du kannst dort nicht einfach in Jeans und Turnschuhen auftauchen, lässig mit der Hand winken wie Angelina Jolie nach einem ihrer Charity-Trips in Afrika und darauf hoffen, dass sie dich ernst nehmen. Diese Typen sind Engländer!«
Tine nickt zustimmend. »Chris hat recht. Briten sind von Natur aus vorsichtig, abweisend und davon überzeugt, dass wir Amerikaner einer Subkultur angehören. Ab dem Moment, in dem du zum ersten Mal die Schwelle der Firmenzentrale von AJ-Fashion übertrittst, musst du ihnen beweisen, dass sie sich irren. Und deshalb wirst du ausschließlich englische Designerklamotten tragen.« Nachdenklich tippt sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger an ihre Lippen. In ihren Augen blitzt es auf und sie zwinkert mir zu. »Am besten beginnen wir mit Jimmy Choos für die Füße. Schwarz, klassisch, elegant und der Jahreszeit angepasst …«

[…]


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