Wo ist Heimat? Was bedeutet Glück?
Raimund Petersen bereist als Seemann die Welt. Immerfort unterwegs, empfindet er sich wohl auch eher unbewusst stets auf der Suche nach … ja, nach was? Als leidenschaftlicher Violinist und zeitweise Theaterregisseur – hofft er, vielleicht in diesen Künsten Antworten zu finden?
Allerorts begegnet er Menschen und regelmäßig auch der Liebe. Die es offenbar nicht gut mit ihm meint. Doch eine besondere, längst verflossene lässt ihn so gar nicht los.
Raimund geht seinen Weg – reflektierend, hadernd, aber nie ganz unverzagt. Und macht sich schließlich auf zu seiner letzten Reise – in seine Vergangenheit. Wohin wird sie ihn führen?
„Ein langer Weg“ erzählt auf einfühlsame wie ‚mit-reis(s)ende‘ Weise aus dem Leben eines Mannes, den man mit jeder gelesenen Seite lieber gewinnt – wohl auch, weil ein bisschen Raimund vermutlich in jedem von uns steckt. (Lesermeinung)
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Leseprobe
Frühmorgens am Tag der Ankunft der „Heidelberg“ ging Nayeli zum Hafen und setzte sich ganz am Ende der Pier auf einen Poller, um hier auf das Einlaufen seines Schiffes zu warten. Stunde um Stunde saß sie dort, nur mit einem Strohhut vor der heißen Sonne geschützt, und schaute auf das leere Meer. Es war schon fast Mittag, als sie glaubte, irgendetwas an dem ansonsten völlig einsamen Horizont zu entdecken. Sie beschirmte ihre Augen mit der Hand, um es genauer ausmachen zu können. Nayeli hatte einen scharfen Blick.
Ja, da war etwas, feine Striche nur, aber es konnten durchaus die Masten eines Frachters sein.
War das endlich die ersehnte „Heidelberg?“ Sie hatte noch nie in ihrem Leben so etwas erlebt, das sehnsuchtsvolle Erwarten eines Schiffes. Jetzt war schon etwas mehr zu erkennen, etwas, das wie ein Schornstein aussah. Und doch schien es noch eine Ewigkeit zu dauern, bis sie wirklich die Aufbauten eines Schiffes erkennen konnte, die gleichsam wie aus dem Nichts auftauchten.
Was mochte das wohl für eine Welt sein, die sich dort hinter der Linie des Horizonts verbarg?
So, wie sie kamen, so verschwanden sie auch wieder – die Schiffe, für Wochen und Monate. Und mit ihnen die Menschen, die zuvor an Land mehr oder weniger tiefe Spuren hinterlassen hatten. Aber war dieses hier, auch wirklich das Schiff, das ihr den Menschen zurückbrachte, der so plötzlich und praktisch über Nacht in ihr Leben getreten war?
Ja, nun konnte sie es erkennen, es war tatsächlich die „Heidelberg“. Unendlich langsam kam sie näher und näher, wurde groß und größer. Jetzt konnte Nayeli sogar schon die Personen auf der Brücke ausmachen. Einer von ihnen musste Raimund sein. Jetzt gab das Schiff einen langen tiefen Ton aus seinem Typhon von sich. Nayeli lief unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Es wirkte riesig, als es schließlich an ihr vorüber, auf die niedrigen Lagerschuppen der Pier zusteuerte. Der Mann dort oben in der Nock, mit dem weißen Hemd und der Schirmmütze, das musste Raimund sein. Ja, jetzt erkannte sie ihn, aber er schaute nicht zu ihr herüber.
[…]
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