Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
Nach der verpatzten Aufnahmeprüfung an der renommierten Schauspielschule in Paris platzt Charlottes Traum, Schauspielerin zu werden, wie eine Seifenblase. Für kurze Zeit arbeitet sie als Kostümdesignerin in einem kleinen Theater. Ein schreckliches Ereignis, das sie psychisch in die Vergangenheit katapultiert, die sie bisher gut verdrängt hat, lässt sie von dort flüchten. Schließlich kellnert sie in einem Bistro, um über die Runden zu kommen. Paris, von wegen ›Stadt der Liebe‹ – Charlotte fühlt sich einsam, vom Leben nicht geliebt und ihrer Zukunft beraubt.
Guillaume, Journalist einer großen Tageszeitung, kündigt kurz vor der Pensionierung den Job. Er will endlich den Roman schreiben, der ihn seit Jahren gedanklich bewegt. Sein liebster Schreibplatz ist das Indiana Café, umgeben vom pulsierenden Leben mitten im Quartier Montparnasse. Hier trifft Guillaume auf Charlotte. Sie ist jung und könnte seine Tochter sein. Eine Tochter, die er nie hatte. Vor allem die Traurigkeit in ihren leuchtend blauen Augen fesseln ihn vom ersten Moment an. Kann er sie wieder zum Strahlen bringen? Ist seine Hilfe gewünscht? Als Journalist wird ihm schnell klar, dass es in Charlottes Vergangenheit dramatische Erlebnisse gegeben haben muss.
Einkaufen: Kindle | Taschenbuch – Kennenlernen: Verena Dahms
Leseprobe
Paris Indiana Café
Charlotte wippt unruhig mit dem Fuß. Wo bleibt Guillaume? Zum x-ten Mal schaut sie auf die Uhr an der Wand gegenüber, dann auf die Billardtische, an denen um neun Uhr früh noch keiner spielt. Ausgerechnet heute ist er zu spät. Eine ›Le Matin‹ liegt auf dem Nebentisch. Mit fahrigen Händen greift Charlotte danach und sucht nach der Feuilletonseite. Natürlich fehlt genau diese Seite – heraus-gerissen. Wann kommt er nur, vor Aufregung steigt ihr Puls, sie kann sich nicht erinnern, jemals dermaßen nervös gewesen zu sein.
Die Tür öffnet sich. Charlotte hebt den Kopf.
Es ist Guillaume, endlich.
Erleichtert springt sie auf.
Er trägt eine lässige schwarze Lederjacke, Jeans und ein hellblaues Hemd.
»Du hast es geschafft, Charlotte.« Lächelnd legt er einen Stapel Zeitungen auf den Tisch, reicht ihr die erstbeste zu. »Im ›Figaro‹, in der ›Le Parisien‹, in fast allen Zeitungen wirst du erwähnt. Deine Kostüme wurden wahrgenommen, da, lies.«
Ihre Hand zittert, während sie zum Feuilleton blättert. Es ist immerhin der ›Figaro‹, bekannt für die manchmal genüsslichen Verrisse des Kulturjournalisten.
Doch als sie den Artikel liest, schnauft sie selig auf.
›Die neue Designerin, Charlotte Petit, hat mit den prächtigen Kostümen nicht unerheblich zum Erfolg der Neuaufführung des Othellos beigetragen. Ein Feuerwerk an Farben war auf der Bühne zu sehen.‹
Nun ist sie dort angekommen, wo sie schon immer hinwollte. Glücklich legt sie die Zeitung auf den Stapel. »Ich werde sie zu Hause in aller Ruhe lesen, sie sind doch für mich?«
»Deshalb bin ich auch zu spät. Ich musste sie in ein paar Kiosken zusammensuchen. Sie waren in den meisten Verkaufsstellen bereits ausverkauft.«
»Danke. Vielen Dank, ohne deine Hilfe hätte ich es nicht geschafft«, Charlotte streicht über seine Hand.
»Was denn?«
»Erfolgreich zu werden, du hast mich so unterstützt.“
„Nichts zu danken, ich hab dir nur gepredigt, wie gut du bist, dass du an dich glauben sollst.“
[…]
Entdecke mehr von Buch-Sonar
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

