I – Terra Narra / II – Alles All / III – Luzifers Lunte
Suchende fragen: „Warum ist der Weg das Ziel?“
Lama Yongdong antwortet: „Weil man dann nie in die falsche Richtung läuft.“
Max Taschkes grotesker Trip ins Zentrum unserer Galaxie.
Bislang hatte Herr Taschke, ein bequemer, skeptischer Realist, Leute, die an Aliens, Ufos oder Engel glaubten, für ausgemachte Idioten gehalten. Umso unangenehmer, dass ausgerechnet die von ihm angebetete Eleonore von einem UFO entführt wird. So ist Herr Taschke gezwungen zu den Sternen zu reisen. Dabei bekommt er das, was er am meisten verabscheut: jede Menge Stress.
Dies ist die Geschichte einer kosmischen Entführung und einer spirituellen Reise, die zunehmend aus dem Ruder läuft.
Slapstick, Zen und Verschwörungstheorie im All. Ein hintergründiger Spaß zu den Themen Sinnsuche, Selbstoptimierung und unerwünschte Erleuchtung – dabei wird Herr Taschke ständig mit so lästigen Fragen konfrontiert wie: Was passiert wenn das Restrisiko auf die üblichen Blödmänner trifft? Oder wie wirklich ist die Wirklichkeit?
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Leseprobe
Aus Band II – Alles All
Der Kapitän dachte an die vor ihnen liegende Reise und die sich schon jetzt abzeichnenden Probleme: ‚Jede Katastrophe fängt mal klein an‘, und dieser Gedanke war kein gutes Zeichen.
In den vielen Jahrzehnten als Raumschiffskapitän der galaktischen Postunion hatte er nie vergessen, wie gefährlich Irrsinn war, vor allen Dingen, wenn er geballt auftrat, und er trat überall dort geballt auf, wo die Arschlochdichte die kritische Masse erreichte. Das hatte er mal in einem Sachbuch über Finanzwirtschaft gelesen und es durch seine Erfahrung in den Jahren seiner interstellaren Raumfahrt bestätigt gefunden. Es gab sogar eine Formel dafür, er erinnerte sich nicht genau, nur ungefähr:
(Arschlochdichte x 22) / (Irrsinn – jede Vernunft) = Chaos + Katastrophe
Überhaupt hatte das permanente Reisen zwischen den Sternen ihn zu dem Schluss kommen lassen, dass es kaum etwas gab, was so gefährlich war wie das Weltall, die Multiversen, der Raum dazwischen und der ganze Rest. Besonders im Raum dazwischen versteckten sich oft die nachhaltigsten Überraschungen.
Natürlich gab es Unterschiede.
Raumschleifen voller Galaxien und Falten in Raum und Zeit, in denen die Naturgesetze Hokuspokus veranstalteten; Dimensionen, die so klein waren, dass man sie leicht übersah; gewaltige schwarze Löcher, die man genauso leicht übersah, weil sie rabenschwarz waren und die alles verschlangen. Da draußen gab es Wurmlöcher, verschlagene Singularitäten, magische Galaxien, Doppel- und Dreifachsonnen, hinter kleinen Planeten versteckte Hyperraumlöcher oder Zeitschleifen, die sich selbst begegneten, um ihre Vergangenheit zu korrigieren.
Es gab Planeten, die einem angeschlagenen Hühnerei glichen. Ja, Kapitän Aha hatte sogar von einer Welt gelesen, die so flach wie ein Surfbrett sein sollte und auf dem Rücken von vier Elefanten, die wiederum auf dem Panzer einer Schildkröte standen, getragen wurde. Ob dies allerdings den Tatsachen entsprach, wusste der Kapitän nicht.
Überhaupt, der Hyperraum. Die Zone zwischen den Dimensionen, den die Raumfahrer Da-Da-Raum nannten, weil dort das Chaos jede Ordnung verschlang und nichts so war, wie es sein sollte. Wo selbst das Nichts aus etwas anderem als aus dem gewöhnlichen Nichts bestand. Ein nicht Nichts, wenn man so wollte. Ein paradoxes Nichts, weil es etwas anderes enthielt als Nichts und doch Nichts war.
Und es gab intelligentes Leben, zweifellos die ultimative, gefährlichste Gefahrenquelle aller kosmischen Schöpfungen. Leben! Ausgerechnet an dieser Stelle musste der Kapitän wieder an den Bordcomputer denken.
Seit sie gezwungenermaßen länger auf Reede über der Erde schwebten, hatte BMZR/3G eine gefährliche Leidenschaft für eine Kommunikationstechnologie der Erde entwickelt, die dort Internet genannt wurde. Eine Technologie, die, soweit es Kapitän Aha begriffen hatte, es einer Vielzahl von Computern erlaubte, miteinander zu kommunizieren, ohne dass ihre Erbauer dem Informationsfluss noch zu folgen oder ihn zu kontrollieren vermochten. Dort hatte sich, scheinbar unbemerkt, eine Seele aus Silizium, aus Ja und Nein, aus Eins und Null, aus Allem oder Nichts herausgebildet, die eine neue Realität jenseits von der Begrenzung der Materie erschuf. Ein unsichtbares Monster, in dessen Inneren Algorithmen menschliches Verhalten vorhersagen konnten, das Zukunft veränderte und die Wirklichkeit auf einen großen Marktplatz fiktiver Möglichkeiten reduzierte.
In diesem Internet war alles Markt. War Information alles und alles war immer. Dieses Internet kam Kapitän Aha vor wie ein unsichtbarer, eisiger Maschinenalbtraum. Und BMZR/3G tanzte auf dem Vulkan und sammelte Daten für die große Illusion eines maschinellen Selbst – gefällt mir, gefällt mir nicht. Kapitän Aha gruselte es.
So in Gedanken versunken spielte Kapitän Aha mit einer Baseballmütze, die ihm sein Sternennavigator zweiter Klasse Victor Wassiliv einmal von der Erde mitgebracht hatte. Eine schöne Kappe. Den Schirm zierten goldene Lorbeerblätter und an den Seiten waren kleine Flügelchen angenäht. Diese Kopfbedeckung war einem altgedienten Postraumschiffskapitän des Imperiums Angelinas wohl angemessen. Obwohl er sich manchmal nicht sicher war, ob sie seiner Autorität und Ausstrahlung abträglich war.
[…]
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