Ein Formentera-Krimi
Eigentlich sollte es ein völlig harmloses Vergnügen werden, eine späte Belohnung für das bestandene Abitur. Carmen und Paule, zwei gut aussehende beste Freundinnen, frisch durchs Abitur gerutscht, möchten auf Ibiza und Formentera ein Fotoshooting für ihre Modelkarriere durchziehen. Lieber modeln statt studieren ist die Devise, das Studium läuft schon nicht weg. Easy Living ist angesagt.
In Herbie, Mitinhaber einer „Online-Fotoshooting-Agentur“ findet sich ein hochinteressierter Finanzier, der die Euphorie der jungen Frauen teilt und das Event selbst begleiten und sponsern möchte. Doch will er das wirklich? Ist die Begeisterung von Herbie tatsächlich echt oder nur vorgetäuscht? Sind seine Pläne auch die der beiden Mädels? Wie passen die Toten in die bezaubernde Ferienlandschaft?
Kommissar Carlos Delgado und sein Team haben eine Menge Fragen zu klären, bis feststeht, wer hier welche Pläne verfolgt.
Einkaufen: Kindle | Taschenbuch – Kennenlernen: Harry Robson
Leseprobe
Die Busfahrt
Diego Ferrara schaute zum wiederholten Male auf seine Armbanduhr. Nun war es 23:15 Uhr. Erst in 15 Minuten konnte er für heute die letzte Fahrt zur Zentrale nach Ibiza Stadt starten. Er stand mit seinem Bus an der Haltestelle des Strandes von Benirras. Normalerweise kamen um diese Uhrzeit die letzten Strandbesucher, um mit ihm in die Stadt zu fahren. Zumeist leicht angetrunken. Heute jedoch schien der Bus leer zu bleiben. Es hatte den ganzen Tag über immer wieder geregnet, und ein eisiger Wind pfiff über die Insel. Kein Wetter zum Schwimmen und auch kein Wunder, dass es die vielen FKK-Anhänger nicht an diesen einsamen Strand trieb. Die machten es sich lieber in einer der vielen Bars gemütlich, die in der Stadt auf die Touris warteten und vor Wind und Regen schützten.
Nun, es war erst Vorsaison, da musste man immer wieder mal mit einem Schlechtwettertag rechnen. Diego war das Wetter egal. Er hatte eine Festanstellung. Es war ihm völlig Wurst, ob jemand in seinem Bus mitfuhr. Er freute sich auf den bevorstehenden Feierabend. Noch eine gute Stunde, der Bus wäre im Depot abgestellt und er auf dem Weg in die Stammkneipe, die alle Busfahrer nach Feierabend besuchten. Morgen hatte er seinen freien Tag. Da durfte es heute auch einmal spät werden. Schließlich hatte er weder Frau noch Kinder. Diego war Mitte 40, eingefleischter Junggeselle und ab und an konnte er auch eine Touristin für eine gemeinsame Nacht gewinnen. Das war unverbindlicher Sex für gemeinsamen Spaß. Er war rundherum mit seinem Leben zufrieden.
Pünktlich startete er den Bus und machte sich auf den Weg in die Stadt. Es gab auf der Strecke nur zwei Bedarfshaltestellen, die häufig von Wanderern genutzt wurden. Aber heute, um diese Zeit im kalten, strömenden Regen, erwartete er keinen Zustieg.
Trotzdem fuhr er langsam im Schritttempo an der ersten Haltestelle vorbei und schaute in das Wartehäuschen. Man konnte ja nie wissen, ob doch jemand auf ihn wartete. Die Wartehäuschen waren mittlerweile alle überdacht. Das Dach war jedoch kein Regen- sondern ein Sonnenschutz. Im Hochsommer konnte es locker um die 40 Grad werden, und wenn dort jemand in der prallen Sonne auf den Bus wartete, konnte es ganz leicht einen Sonnenstich geben. Wie erwartet, zeigte sich jedoch niemand, und er fuhr weiter.
Doch da: Plötzlich entdeckte er aus den Augenwinkeln, dass dort irgendetwas auf der Bank in der Ecke saß oder lag. Das konnte durchaus ein Wanderer sein, der vor Müdigkeit eingeschlafen war. Diego wusste, dass bis morgen früh kein Bus mehr an dieser Stelle vorbeikommen würde. Sollte derjenige vorher wach werden und feststellen, dass er den Bus verpennt hatte, konnte es Ärger für Diego geben, denn die Touris hatten immer recht, und eine Beschwerde, dass er einen Fahrgast an einer Haltestelle übersehen hatte, konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.
Folglich stoppte er den Bus und fuhr ganz langsam die kurze Strecke rückwärts. „PFFFT“ machte die Seitentüre, als er sie mittels des Druckknopfes öffnete. Er nahm seine Taschenlampe und leuchtete im Sitzen vom Fahrersitz aus ins Wartehäuschen. Tatsächlich, da war etwas. »Hola! Hay alguien ahi?«, rief er laut. Nichts regte sich. Das darf doch wohl nicht wahr sein, dachte er sich. Wahrscheinlich besoffen eingepennt. Aber wo sollte der dann herkommen? Hier war weit und breit kein Lokal oder eine Bar, und es war absolut kein Wanderwetter. Hier war man exakt in „The middle of nowhere“. Stöhnend schaltete er den Motor aus und verließ den Bus durch die geöffnete Türe, die Taschenlampe in der Hand. »Hola!«, rief er immer wieder laut,
[…]
Entdecke mehr von Buch-Sonar
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

