Als Silvie Stewart Zuflucht vor einem Unwetter sucht, verschlägt es sie in das Haus von Ian McCormack, der als Hexer galt. Sein magischer Besen ist immer noch legendär. Doch er selbst ist seit sechs Jahren verschwunden. Was zunächst nicht mehr als ein interessantes Urlaubserlebnis zu sein scheint, birgt ein tieferes Geheimnis, dem Silvie schließlich auf den Grund gehen muss. Sie erhält den Auftrag, Ian zu finden.
Ihre Suche erweist sich unerwartet als gefährlich und Silvie muss sich bald eingestehen, dass bemerkenswerte Dinge geschehen, wenn jemand den sagenumwobenen Besen in die Hand nimmt.
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Leseprobe
„Komm!“, rief Isabel. „Da ist ein Cottage!“
Sie musste brüllen, so kräftig prasselte der Regen herab. Wir waren längst bis auf die Haut durchnässt, obwohl wir teure Funktionswäsche und Trekkingkleidung trugen. Das Wasser schien einfach von allen Seiten zu kommen und ignorierte dabei die Abperlfunktion, die mir die Verkäuferin so begeistert angepriesen hatte.
Deswegen sparte ich mir einen letzten Sprint – er hätte sich nicht mehr gelohnt.
Isabel erreichte die Tür vor mir und drosch kräftig mit beiden Fäusten dagegen.
„Hallo!“, schrie sie. „Jemand daheim?“
Niemand kam, um uns zu öffnen.
„Halloooo!“
Da sich niemand rührte, ging ich zum Fenster, das auf den kleinen Garten hinausging, und spähte ins düstere Innere des Hauses.
Drinnen brannte ganz eindeutig ein kleines Feuer in einem Kamin. Über einem runden Tisch hing eine Lampe, in der eine Kerze sachte flackerte.
„Da muss jemand sein“, rief ich Isabel zu.
Sie rüttelte am Messingknauf.
Unversehens gab die Tür nach und wir stolperten nach drinnen ins Warme und Trockene.
So war das eben hier auf dem Lande. Niemand schloss ab. Und verirrte Wanderer wurden eigentlich immer aufgenommen, mal mehr, mal weniger knurrig, aber immer verbunden mit einer schönen Tasse heißem Tee und einer Mahlzeit.
„Hallo!“, rief ich deswegen gleich noch einmal. „Wir sind zwei Touristen aus Brighton und suchen Schutz vor dem Unwetter!“
Da immer noch niemand auftauchte, ging ich in die Küche hinüber. Dort lehnte ein Besen an der Wand, daneben lag ein Häufchen aus Staub und Krümeln, so als habe gerade eben jemand aufgefegt und sich dann schnell versteckt, als wir kamen. „Es tut uns leid, zu stören. Wir wollen uns nur aufwärmen“, sagte ich laut.
Auch das brachte niemanden zum Vorschein.
Ich klopfte gegen eine Tür, die vermutlich in eine Toilette führte, öffnete sie und fand zwar tatsächlich eine Toilette und ein winziges Waschbecken, aber keine Menschenseele.
So ging es uns dann auch mit dem Rest des Hauses. Es war uns beiden unangenehm, überall nachzusehen, aber wir konnten uns ja nicht einfach unten einnisten, ohne um Erlaubnis zu fragen. Ich nahm also die schmale Stiege und vergewisserte mich, dass niemand im Schlafzimmer war und auch niemand in dem altertümlichen Bad mit Sitzbadewanne und einem halbblinden Spiegel daneben.
Also setzten wir uns doch unten an den Kamin, zogen die Jacken und die Schuhe aus und wärmten uns am Feuer, für das nur drei Scheite aufgelegt waren.
Wir hätten es übergriffig gefunden, uns Tee zu machen oder gar in den Schränken in der Küche herumzukramen. Deswegen aßen wir jede einen Müsliriegel aus unseren Rucksackvorräten und waren einfach dankbar dafür, hier ein wenig zu sitzen und auszuruhen.
Eine gute halbe Stunde später ließ der Regen endlich nach, ein wenig Sonne kam zwischen sehr dunklen Wolken zum Vorschein, und wir hinterließen einen Zettel, auf dem wir uns für die Nässe rund um den Kamin entschuldigten.
Dann hielten wir uns nordöstlich und stellten keine Viertelstunde später fest, dass wir ganz dicht an einem Ort aufgegeben hatten. Hier gab es eine Hauptstraße, Läden, Straßenbeleuchtung, Kopfsteinpflaster und Leute.
Endlich.
[…]
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