Tyler Jamieson, Captain der West Coast Stars und Footballstar der gesamten Australischen Liga, steckt in der Klemme, denn seinem Team droht der Abstieg in die Regionalliga. Für sich schon eine Katastrophe – doch als der Coach das Team zum Meditationstraining verdonnert, ist Tyler, der damit nichts anfangen kann, außer sich.
So fliegen zwischen ihm und Meditationstrainerin Monroe Lane von Anfang an die Fetzen … bis sich Tyler Hals über Kopf in Monroe verliebt. Allerdings ist es alles andere als leicht, ihr Vertrauen zu erlangen, denn Monroe hat gleich mehrere Gründe, die ihrer Ansicht nach gegen eine neue Beziehung sprechen – ganz besonders gegen eine mit Tyler Jamieson. Doch der ist fest entschlossen, Monroes Herz zu erobern …
„Stars over the Lights“ ist der Auftakt zur neuen Sportsromance-Buchreihe „West Coast Stars“.
Mariella Woolf | Kindle | Tolino
Verdammte Scheiße!, fluchte Tyler innerlich zum wiederholten Mal und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich eines der wichtigsten Spiele der Saison vergeigt hatte – er, Tyler Jamieson, Captain der West Coast Stars.
„Der tiefe Fall der Sterne“ war noch eine der harmloseren Schlagzeilen gewesen, die die Presse in den letzten Tagen über sie veröffentlicht hatte. Wenn er es jetzt nicht schaffen würde, das Ruder herumzureißen, würde der Albtraum des Abstiegs in die Regionalliga bittere Realität werden. Er hatte so viel Herzblut und Energie in seine Karriere gesteckt, so viel Zeit geopfert. Dieses Team war sein Team. Alles, was er immer wollte, alles, was er sich sein Leben lang gewünscht und woran er geglaubt hatte, hatte er sich hart erkämpft und in seine Stars gesteckt. Umso mehr schmerzte nun das Gefühl, versagt zu haben. Er brauchte schleunigst eine erfolgreiche Strategie, um die Mannschaft aus der Misere zu manövrieren.
Tyler saß gerade im siebten Raum – einer mit etwa 50 Grad, der mit Kräuterdampf feucht gehalten wurde und in dem er die nächste halbe Stunde bleiben wollte. Unter einer ein Stück versetzt gebauten Wand schimmerte angenehmes, indirektes Licht hervor – im Gegenlicht erkannte man, wie der Dampf in einer Wolke nach oben stieg. Tyler war von Kopf bis Fuß mit einer Rhassoul-Packung bedeckt – dem Inbegriff für körperliche und geistige Entspannung, hatte ihm die Angestellte gesagt und ihren Blick dabei gierig über seinen nackten Oberkörper gleiten lassen … Instinktiv hatte Tyler das Pestemal, so wurde das traditionelle Leinentuch genannt, das fest um seine Hüfte geschlungen war, festgehalten. Die Situation war ihm unangenehm, wenn nicht sogar unheimlich vorgekommen. Dabei handelte es sich bei der angepriesenen Packung um nichts anderes als mit Wasser und Schlamm vermischte Tonerde, mit der man sich einrieb. Von wegen Reinigungsritual für Körper, Geist und Seele. Was für ein Schwachsinn! Als ob mir Matsch auf der Haut zu einer Lösung verhelfen würde. Sein bestes Stück hatte er vorsorglich ausgelassen, da er sich nicht sicher gewesen war, was passieren würde, und nun, wo die Masse langsam trocknete, hinterließ sie ein seltsames Spannungsgefühl auf der Haut. Ja … total entspannend …
Dafür würde er seiner Schwester den Hals umdrehen. Ganz langsam und mit Genuss. Dieses Biest! Ich hätte es besser wissen müssen. Auf seine Frage, was diese Paste eigentlich genau sei, hatte sie nur vage mit „orientalische Sinnlichkeit“ geantwortet und dabei ein Lachen unterdrückt. Von wegen! Ich muss aussehen wie ein Idiot. Wenn ihn seine Teamkameraden jetzt sehen könnten … sie hätten sich schlapp gelacht – von der Presse ganz zu schweigen, die hätten ihn bis auf die Knochen zerrissen.
Er würde die Tonerde gleich abwaschen und sich dann eine ausgedehnte Ruhephase gönnen, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen – so wie es ihm die Frau empfohlen hatte. Ihrem Blick nach hatte sie bei Kreislauf-wieder-in-Schwung-Bringen an etwas anderes gedacht. Die Frau war deutlich älter als er, und, Gott bewahre, er war nicht interessiert. Was er jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte, war Ablenkung jeglicher Art oder – schlimmer noch – irgendwelche Nacktfotos von ihm, die online und in der Presse kursier-ten. Davon gab es schon genug … Beim letzten Spiel hatte ihn Williamson, dieser Idiot, an den Shorts gepackt, während er weitergelaufen war. Das Endergebnis sah so aus, dass Williamson nicht nur die Shorts, sondern den Slip gleich mitheruntergezogen und Tyler damit Tausenden von Zuschauern seinen bloßen Hintern präsentiert hatte. Nein, er musste sich schleunigst einen Plan zurechtlegen, wie er aus seinem Verliererteam wieder ein Gewinnerteam machen konnte.
Aber damit nicht genug … Es war nicht nur so, dass die Stars in den letzten Wochen jedes verdammte Spiel verloren hatten, nein, jetzt hatte der Trainer sie auch noch zu einem Meditationstraining verdonnert. Meditation! Tyler rollte mit den Augen. Was für ein Schwach-sinn. Für diesen Hokuspokus hatte er überhaupt keine Zeit – in seinen Augen war das et-was für Weicheier und Schlappschwänze. Was er brauchte, war ein Wunder.
Dabei hatte die Saison so verheißungsvoll begonnen … Tyler ließ die letzten Wochen Revue passieren. Im ersten Spiel gegen ihre Erzrivalen, die Fremantle Dolphins, hatten die Stars haushoch gewonnen. Aber dann war die Sache irgendwie gekippt und plötzlich lief eins nach dem anderen schief. Ethan Tate, sein bester Flügelmann, war so ungünstig gestürzt, dass er sich eine schlimme Schulterverletzung zugezogen hatte – würde noch für Wochen ausfallen. Zur selben Zeit war John Maters, der in der Verteidigung spielte, wegen des Fouls an Ethan dermaßen ausgetickt, dass er sich auf einen gegnerischen Spieler gestürzt und sich heftig mit ihm geprügelt hatte. Prompt war er für drei Spiele gesperrt worden. Und dann war da noch diese Sache gewesen, dass seine Schwester von irgendwelchen Schlägertypen überfallen und zusammengeschlagen worden war. Dies lag zwar schon et-was zurück, belastete ihn aber immer noch. Ein nicht enden wollender Albtraum.
Als er von dem Überfall auf Jamie erfahren hatte, war er vor Sorge fast wahnsinnig geworden und gleichzeitig hatte er vor Wut gekocht, hätte am liebsten alles zu Kleinholz gemacht. Er war kein Schläger, nie gewesen, doch diese Sache triggerte ihn auf eine ihm bis-her unbekannten Weise. Obwohl sein Verstand ihm sagte, dass es rein gar nichts bringen würde, hatte er sich gewünscht sich die Typen persönlich vorknöpfen zu können. Stattdessen war er nicht dabei gewesen und fühlte sich, als wäre er nachträglich mit Ohnmacht geschlagen … als hätte man ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt, um dann erbarmungslos auf ihn einzuprügeln. Das hatte ihn letztlich so aus dem Konzept gebracht, dass es ihm so vorkam, als ob er seitdem nur noch vor sich hin stolperte. Er brauchte auch nur daran zu denken, schon breitete sich erneut Zorn in ihm aus – auch etwas, das er bis vor kurzem nicht von sich gekannt hatte. Junge, du bist in einer Abwärtsspirale aus negativen Ge-danken gefangen … Das war ihm bewusst – doch wie er damit umgehen sollte, wusste er nicht. Zumindest beruhigte es ihn etwas, dass seine Schwester nach dem Vorfall einen Leibwächter angeheuert hatte, der ihr seitdem kaum von der Seite gewichen war. Seit einigen Wochen verzichtete Jamie wieder auf den Bodyguard. Einerseits freute sich Tyler für sie wegen ihrer neu erlangten Freiheit. Dies war ein Zeichen ihrer wiederkehrenden Selbstsicherheit und Kraft … besorgt war Tyler trotzdem um sie.
Gestresst wusch er sich die Paste ab und beschloss trotz aller Sorge dringend ein ernstes Wörtchen mit Jamie reden zu müssen. Wieso er sich von ihr immer wieder zu solch einem Unsinn wie diesmal die orientalische Sinnlichkeit überreden ließ, würde er wohl nie verstehen.
Plötzlich war sie vor seiner Haustür gestanden, mit einem schelmischen Grinsen im Ge-sicht und diesem verdammten Gutschein in der Hand.
Schon da hätte ich stutzen müssen.
„Ty“, hatte sie geflötet und dabei mit dem Gutschein vor seinem Gesicht hin und her gewedelt. „Du musst unbedingt etwas unternehmen! Ich meine, du bist der Captain – mit dir steht und fällt das Team. Hier, nimm das, entspann dich und finde eine Lösung für den Schlamassel, den du angerichtet hast.“
Im Glauben, es würde sich um den Gutschein einer Wellness-Oase handeln, hatte er ihn ohne Argwohn angenommen und gedacht, es würde sich um eine Art moderne Saunalandschaft mit entspannenden Bädern und breitem Wellnessangebot handeln, aber weit gefehlt.
Ich hätte es besser wissen müssen, schalt er sich, als er die getrocknete Tonerde von seiner Haut wusch. Immer hinterfragen, Tyler! Immer! Dennoch musste er auch lächeln. Wieder einmal hatte Jamie ihn reingelegt, und er war wie ein kleiner Junge darauf reingefallen. So war es schon immer gewesen. Doch diese Sache hier war ihm schlicht und ergreifend zu blöd. Es war eben überhaupt nicht sein Ding.
Tyler schlang sich das Leinentuch wieder um die Hüften, ging weiter zum Trockenbereich und tauschte das nasse Pestemal gegen ein trockenes. Inbrünstig hoffte er nicht der Frau zu begegnen, die ihn angebaggert hatte, und hatte Glück. Ohne Zwischenfall kam er im Bistro an, setzte sich in eine Ecke und nahm dort eine kleine Stärkung zu sich.
„Finden Sie wieder Ruhe und Kraft“ stand da in großen geschnörkelten Buchstaben an der Decke.
Was für ein Mist!
Wie er sein Team wieder zum Sieg führen sollte, wusste er immer noch nicht.
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