„Fatale Furcht“ von Axel Hollmann

Intrige. Wahn. Berlin.

Ein Frauenmörder tötet wahllos. Der Hauptverdächtige entkommt der Soko Innen. Statt die Kollegen zu unterstützen, muss Carl Rau den Berliner Bürgermeister vor einem Politik-Skandal bewahren. Und dann geschieht, was der Kommissar am meisten fürchtet.

Die Soko Innen blickt in den Abgrund.

Kindle | Tolino | Taschenbuch

Lucas Mende war in dem Stuhl zusammengesunken. Carl spürte Mitleid mit dem jungen Mann, doch er schob das Gefühl beiseite.
Mende hatte den Kopf in die Hände gestützt. Die Ellbogen ruhten auf dem Tisch, der unter der flackernden Neonröhre in der Mitte des Verhörzimmers stand. Seit ein paar Minuten hatte Mende weder ihn noch seine Kollegin angeblickt.
Paula Jacoby saß neben ihm. Aufrecht. Die Hände vor sich auf einem Stapel umgedrehter Fotos gefaltet. Früher hatte sie immer farbenfrohe, ein wenig verrückte Klamotten getragen, jetzt lief sie jeden Tag in Bluejeans und langweiligen Rollkragenpullovern herum. Vieles hatte sich in den letzten Wochen verändert.
Er nickte der Kommissarin zu. Sein Zeichen, dass sie mit dem Verhör fortfahren sollte.
»Also noch einmal«, sagte sie. »Wo steckt Ihr Freund Ralf Beck?«
»Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Keine Ahnung.«
Paula lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Sie lügen.« Für jemanden, der sie nicht so gut kannte wie er, mochte die Kommissarin beherrscht klingen, doch Carl entging nicht der drohende Tonfall ihrer Stimme.
»Sie beide teilen sich seit mehr als einem Jahr eine Wohnung«, fuhr Paula fort. »Wir sind doch nicht dämlich. Sie kennen ihn. Natürlich wissen Sie, wo er steckt.«
»Ich habe Ralf ein Zimmer vermietet, weil ich mir sonst meine Bude nicht leisten kann, das ist alles.«
»Tatsächlich? Und davon, dass er wegen Drogendelikten vorbestraft ist, wollen sie auch nichts gewusst haben? Genauso wenig wie von dem Stoff, den wir in seinem Zimmer gefunden haben? Das war kein Tütchen Marihuana für den Eigenbedarf. Es waren fast einhundert Gramm Dreamdust.«
Lucas Mende presste die Lippen zusammen. Natürlich hatte er etwas von den Drogen gewusst. Carl sah es ihm an. Und Paula? Sah sie es auch?
Wieder musterte er seine Kollegin. Die Mundwinkel der Kommissarin zuckten. Die Maske der Selbstbeherrschung, die sie in der letzten Stunde der Vernehmung getragen hatte, bekam Risse.
»Herr Mende«, sagte sie, »wenn Sie nicht gewesen wären, säße er mir jetzt gegenüber und nicht Sie. Ist es nicht so?«
Lucas sackte weiter in sich zusammen. Mit den großen Sprüchen, die er von sich gegeben hatte, als Carl und die anderen Mitglieder der Soko Innen seine Wohnung gestürmt hatten, war es vorbei.
Paula beugte sich auf ihrem Stuhl vor. Ihr Gesicht war nur noch ein paar Zentimeter von Lucas Mendes entfernt. »Sie haben mich und meine Kollegen aufgehalten, sodass ihr feiner Freund durch das Fenster verschwinden konnte. Mir haben Sie mit dem Ellbogen Eine verpasst.« Paula deutete auf die Schwellung unter ihrem rechten Auge. »Haben Sie eine Ahnung, in was für Schwierigkeiten Sie sich gebracht haben?«
Carl räusperte sich. Sie hatten vereinbart, Lucas Mende mit Samthandschuhen anzufassen. Es ging nicht darum, ihn hinter Gitter zu bringen.
Niemandem wäre damit gedient gewesen.
Sie wollten von ihm nur eines. Einen Hinweis, um Ralf Beck aufzuspüren, ehe er ein weiteres Verbrechen begehen konnte. Mende hatte der Vernehmung zugestimmt und auf einen Anwalt verzichtet. Doch wenn sie ihn zu grob anpackten oder ihm gar drohten, wäre es mit seiner Kooperation vorbei. Paula und er hatten das besprochen.
Hoffentlich dachte sie daran.

Blick ins Buch (Leseprobe)


Entdecke mehr von Buch-Sonar

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Hinterlasse einen Kommentar